Ich bin ein großer Fan von Cosplay und Halloween. Kostüme und Behinderungen sind zwei Themen, die mein Leben durchziehen. Seit mehreren Jahren bewege ich mich in der Cosplayszene zum Fotografieren und zum Tragen eigener Kostüme. Cosplay ist ein lieb gewonnenes Hobby. Geprägt aus der japanischen Kultur kam das Cosplay mit dem Anime- und Mangahype auch nach Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
- Kostüme und Behinderungen: Wo sind die Grenzen
- Kostüme und Behinderungen: Eigene Erfahrungen
- Horror zu Halloween: Die blinde Maus
- Gib meiner Arbeit Flügel
- Was genau kann eure Hilfe eigentlich bewirken?
- Bleibe auf dem Laufenden
- Neuste Beiträge
Dabei stellen Personen Figuren aus verschiedenen Genres wie Anime, Manga, Videospiele, Filme, Serien, Comics oder ähnlichem dar. Bei dem „Kostümspiel“ wird nicht nur versucht durch Kostüm, Make-Up und Accessoires einen Charakter möglichst realistisch darzustellen, sondern eben auch durch das Verhalten. Die Kostüme werden teils selbst gebastelt und genäht. In Deutschland gibt es verschiedene Conventions mit Wettbewerben, auf denen Personen ihrem Hobby nachgehen können. Ebenfalls finden sich Fotograf*innen und Cosplayer*innen zusammen, um auch unabhängig von Conventions Bilder zu machen, die dem Charakter und der Welt möglichst nahe kommen sollen.
Kostüme und Behinderungen: Wo sind die Grenzen
Ich erlebe es immer wieder, dass ich als blinde Person auf diesen Veranstaltungen nicht ernst genommen werde. Denn meine Behinderung bzw. mein Langstock wird oftmals für eine Verkleidung gehalten. Ich bekomme oftmals das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Nicht nur weil mir meine Behinderung nicht geglaubt wird, sondern weil es auch Menschen gibt, die es nicht okay finden, dass ich einen blinden Charakter darstelle. Sie finden es nicht okay, dass ich „so tue, als ob ich blind sei“. Dabei läuft es darauf hinaus, dass alle meine Charaktere blind sind, denn letztendlich bin ich es.
Dabei sollten Hilfsmittel in dem Bereich nicht als Cosplay genutzt werden, um eine Behinderung darzustellen, die nicht vorhanden ist. Einerseits werden in den Medien blinde Personen stereotypisiert dargestellt und man selbst reproduziert unbewusst Vorurteile und Stereotype. Andererseits werden somit Stigmata nach außen getragen, ohne sich vernünftig mit dem Thema Behinderung auseinanderzusetzen.
Des Weiteren ist ein Hilfsmittel kein Accessoire, Spaß oder Spielzeug. Es ist zum Ausgleich oder Überbrückung einer Behinderung gedacht. Nicht zur Kostümierung von nicht-behinderten Personen. Diese können das Hilfsmittel jederzeit irgendwo abstellen, während behinderte Menschen auf dieses angewiesen sind. Ich sehe es als problematisch, für Menschen mit Behinderung im Alltag ernst genommen zu werden.
Dabei wundert es mich nicht, dass viele aus der Szene zwischen einer behinderten Person und einer nicht-behinderten Person mit Hilfsmittel nicht unterscheiden können. Einige Menschen aus der Szene sind der Meinung, dass die Nutzung von Hilfsmitteln (Langstock, Rollstuhl, oder auch Narben) okay sei.

Kostüme und Behinderungen: Eigene Erfahrungen
Kommentare und Lob wie „täuschend echt“ und „Haben Sie das geübt“ verfolgen mich auf Conventions, wenn ich mit meinem Langstock erblickt werde. Kommentar wie: „Ja, im Orientierungs- und Mobilitätstraining“ kann ich mir an dieser Stelle selten verkneifen. Denn meine Behinderungen sind keine Kostüme.
Und das, während mir an einigen Stellen meine Behinderung erkannt wird und mir mein Persönlichkeitsrecht abgesprochen wird, in dem man Freund*innen fragt, ob ich fotografiert werden darf. Meist schwenkt meine Laune nach unten, obwohl mir dieses Hobby so viel gibt. Denn während die Aufklärung ein Teil meiner Arbeit ist, habe ich nach der 20. Frage keine Lust mehr und möchte auch einfach ganz selbstverständlich an der Veranstaltung teilnehmen.
Horror zu Halloween: Die blinde Maus
Ich bin ein großer Halloweenfan. Ohne Horror, ohne mich. Aber was ich im Internet entdecken musste, jagt mir einen wirklich kalten Schauer über den Rücken. Von einem Shop zum Thema Horror wird das Kostüm „Blinde Maus“ angeboten.
Behinderungen als ein „lustiges“ Kostüm anzubieten, zieht unsere Lebensrealität ins Lächerliche. Es relativiert unseren Alltag & Diskriminierungserfahrungen. Sie dann als Shop zum Thema Horror zu präsentieren, Horror, der andere erschrecken und gruseln soll, wertet Behinderungen ab. Sie werden wieder als etwas gezeigt, dass es zu meiden gilt. Lebensrealitäten als Abschreckende, gruselige & erschreckende Darstellung sind einfach verletzend. Behinderungen sind zu keinem Zeitpunkt Kostüme.
Personen setzen sich nicht mit den Lebensrealitäten von behinderten Menschen auseinander. Das wäre auch zu unbequem. Aber für einen Tag unsere Lebensrealität ins Lächerliche ziehen und uns nicht als ernste Individuen aussehen lassen, reicht es. Für einen Tag findet man es witzig blind zu sein. Unsere Diskriminierungserfahrungen werden jedoch nicht mitgenommen. Barrieren, auf die wir im Alltag stoßen. Im Notfall weiß man, dass man „nicht-behindert“ ist.
Stattdessen werden mit solchen Kostümen von Behinderungen und dem Verhalten weitere Klischees und Vorurteile reproduziert. Dies ist sich die Person meist nicht bewusst.
Die Lebensrealität von blinden Menschen wird mit diesem Kostüm stigmatisiert dargestellt. Es wird auf das Klischee der dunklen Brille zurückgegriffen. Eine hartnäckiges Klischee, das blinde Menschen, die keine Brille tragen, unsichtbar werden lässt.
Im Angebot handelt es sich nicht um einen Langstock /weißen Stock. Mit der Beschreibung Blindenstock wird hier ein falsches Bild vermittelt. Optisch handelt es sich hierbei um einen Gehstock und auch dieser ist kein (Horror-)Kostüm. Menschen, die einen Gehstock zur Mobilität benötigen, sind keine Lebensrealität, die sich für ein Kostüm eignen. Hilfsmittel sind kein Spielzeug. Sie sind kein ausgefallenes Accessoire für Menschen, die diese nicht benötigen, sondern sie ermöglichen uns Teilhabe, Mobilität & Selbstbestimmung.
Gib meiner Arbeit Flügel
Was genau kann eure Hilfe eigentlich bewirken?
Ich bin eine Inklusions-Aktivistin und um weiterhin auf diesem Blog aktiv zu bleiben, recherchieren und schreiben zu können, sowie um meine Aufklärungsarbeit fortzuführen, benötige ich eure Unterstützung. Meine Arbeit erfordert regelmäßige Aufklärungsarbeit, die oft mit Reisen, Interviews und der Bestellung von Büchern für Weiterbildungen verbunden ist. Stöbert durch meine aufklärenden und bewusstseinsfördernden Arbeiten auf verschiedenen Social-Media-Plattformen.
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