Blindheit: Bedeutung, Gründe, Auswirkungen und Ableismus

Nadine sitzt im grünen an einem Tisch. Rund herum stehen 3 we4itere Stühle. An ein Geländer im Hintergrund ist ihr Langstock gelehnt. Sie trägt ein grau karriertes Kleid und hat grüne Haare.

Als blinde Person bin ich in meinem Alltag immer wieder mit Vorurteilen und Klischees im Bezug auf Blindheit und Sehbehinderung konfrontiert. Kann man als blinde Person träumen? SIeht man als blinde Person, wie wenn ich meine Augen schließe? Was bedeutet blindheit überhaupt und woran erkennt man Blindheit? Dies sind nur einige der Fragen, die mir in meinem Alltag in einer anderen Version gestellt werden. In diesem Blogbeitrag möchte ich euch über Blindheit aufklären und wie ich zu gewissen Sprüchen stehe.

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet Blindheit

Wir gehen oft davon aus, dass Blindheit bedeutet, dass die Person keine visuellen Reize mehr wahrnehmen kann.  Blindheit ist jedoch ein Spektrum, auf dem sich verschiedene Erkrankungen mit ihren Auswirkungen und Verläufen wiederfinden. Selbst mit gleicher Diagnose oder Visus nehmen Menschen nicht dieselben visuellen Reize wahr. Das bedeutet, dass man Diagnosen oder Visus nicht miteinander vergleichen kann, da die Auswirkungen individuell sind.

Blindheit als Definition

Ich selbst bin nicht Vollblind, gelte aber per gesetzlicher Definition ebenfalls als blind. Das liegt an folgender gesetzlicher Definition. (zu finden Teil A.6.a der Anlage zu § 2 VersMedVO – für genaue Definitionen)

Man gilt mit einem gemessenen Visus (mit Korrektur) von 0.3 als sehbehindert, 0.05 als hochgradig sehbehindert und 0,02 oder weniger als Blind.

Oftmals werden diese Zahlen mit einem Sehvermögen in % beschrieben: 0,02 = 2%.

Dabei wird nicht nur der Visus, sondern ebenso das Gesichtsfeld mit einbezogen. Bei einer gesetzlichen Blindheit darf das Gesichtsfeld nicht mehr als 5 Grad sein.

Doch was bedeutet dies für den Alltag?

2% bei einer Person sind nicht vergleichbar mit 2% bei einer anderen Person. Aufgrund von unterschiedlichen Auswirkungen, wirkt sich auch das Sehen anders aus. So kann für eine Person, eine Vergrößerungshilfe und für die andere Person ein Screenreader im Alltag wichtig werden oder auch die Möglichkeit bestehen sich hinzusetzen und die Speisekarte zu lesen (Tunnelblick).

Natürlich gibt es auch vollblinde Personen. Nichtsdestotrotz ist mir nochmals wichtig auf die verschiedenen Stufen der Blindheit hinzuweisen und das blind sein nicht automatisch mit „nichts sehen“ gleichzusetzen ist.

Was sind Gründe für Blindheit?

Gründe für Blindheit können sehr unterschiedlich sein.

  • (chronische) Erkrankungen
  • Gendefekte (wie LHON)
  • Psychische Erkrankungen
  • Unfälle
  • Altern

Die häufigsten Gründe für Blindheit sind:

  1. Grauer Star (Katerakt)
  2. Diabetische Retinopathie
  3. Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)
  4. Grüner Star (Glaukom)
  5. Retinitis Pigmentosa (RP)
  6. Netzhautablösung

Aufmunterung von gesetzlich blinden Personen: „Du siehst ja och was“

Keine untypische Reaktion, wenn klar wird, dass ich zwar blind bin, aber ein Restsehvermögen habe. Was ich an dieser Vermutung problematisch finde, möchte ich euch kurz erklären:

  • Niemand hat die Behinderung einer anderen Person zu bewerten.
  • Es setzt weniger sehen oder blind sein in einen negativen Kontext. Es wertet das Blind sein ab und sagt einem gleichzeitig, dass die Behinderung, die bereits besteht, schon „schlimm genug“ wäre.
  • Eine Behinderung grundsätzlich als etwas Negatives zu bezeichnen ist stigmatisierend und diskriminierend.
  • Es wertet die Menschen ab, die eine progressive Erkrankung haben, verstärkt möglicherweise sogar Ängste und negativiert den Zeitpunkt, an dem die Person Erblinden wird.
  • Man fühlt sich mit seinen Gefühlen und (Diskriminierungs-) Erfahrungen nicht ernstgenommen oder wahrgenommen. Dabei wird die jetzige Lebensrealität relativiert.
  • dabei werden Vorurteile reproduziert.
  • Gerade Personen, die frisch ihre Diagnose haben und noch am strugglen sind mit der neuen Situation, können sich allein gelassen und unverstanden fühlen. Als würden Gefühle nicht wahrgenommen oder sogar abgesprochen werden.
  • Vorab geht man bereits davon aus, dass die Person leidet und auf Motivation und Aufmunterung angewiesen ist und stellt sich damit über die Person.

Blind ist kein böses Wort

„Blind“ wird ebenso wie das Wort „behindert“ vermieden auszusprechen. Dabei handelt es sich um eine neutrale Eigenschaft, die in Teil A.6.a der Anlage zu § 2 VersMedVO definiert ist. Und auch, wenn ich mich als blind vorstelle und dies auch so benannt haben möchte, weil ich eben nicht sehbehindert oder hochgradig sehbehindert bin, weichen Menschen auf Euphemismen aus. Sie fangen an zu stocken. Werden nervös und ich merke, wie sie nach Worten ringen. Dabei suchen sie nach Wörtern, die ihrer Meinung nach nicht negativ behaftet sind.

  • „Ich nenne es mal nicht-sichtigkeit“
  • oder „Sie sehen ein bisschen weniger“

Fakt ist: Ich bin blind. Und auch, wenn wir gesellschaftlich uns darunter oft vorstellen, dass nichts gesehen werden kann, so bin ich mit meinem Restsehen als gesetzlich blind eingestuft. Für mich ist es auch wichtig dies so zu benennen. Wenn es um Hilfsmittel oder anderweitige Leistungen geht, ist es ein wichtiger Unterschied, ob ich blind bin oder „nur etwas schlechter sehe“.

Gleichzeitig liegt der Fokus bei diesen Beispielen auf einem Defizit. Was die Person also nicht kann, während blind eine neutrale Bezeichnung ist.

Ich fühle mich In solchen Situationen nicht mit meinen Bedürfnissen und Bedarfen ernstgenommen. Denn meine Bedarfe an Barrierefreiheit als blinde Person unterscheiden sich von einem „etwas schlechter sehen“. Ich habe nicht das Gefühl, die Hilfe zu bekommen, die ich benötige, wenn meine Behinderung nicht verstanden wird. Denn „etwas schlechter sehen“ spricht mir meine tatsächliche Behinderung und Barrieren ab.

Denn wenn wir dies nicht können, dann müssen wir dringen unseren eigenen Ableismus checken und uns fragen, was macht uns an diesem Wort so viel Angst?

Wie viel siehst du?: Blindheit


Eine beliebte Frage worauf ich sage blind zu sein. Gesetzlich blind. Handbewegungen als Visus kann sich kaum einer vorstellen und hilft am Ende nicht weiter. Denn daraus nun meinen Hilfebedarf festzustellen ist unmöglich. Des Weiteren leben wir in einer Welt, in der Vorurteile und Stigmatisierungen vorherrschen. Blinden und sehbehinderten Personen werden dadurch Fähigkeiten abgesprochen.

Fähigkeiten. Fähigkeiten bei deren Umsetzung vielleicht Hilfe benötigt wird statt das direkt eine Alternative gesucht wird. Es macht daher viel mehr Sinn in die direkte Kommunikation zu gehen.
Also statt immer zu fragen wieviel eine Person genau sieht, fragt doch wie ihr unterstützen könnt, was der Person helfen würde und bietet eure Hilfe einfach an, so dass die Person bei Bedarf auf euch zu kommen kann. Wenn euch die sehbehinderte Person genaueres über dieses Thema erzählen möchte, wird sie dies tun. Um helfen zu können seid ihr jedoch nicht auf einen genauen Visus angewiesen, sondern auf Erfahrungen. Einfach machen. Ihr braucht keine Hintergrundinformationen, keinen Backgroundcheck. All das hilft euch kein Stück weiter. Zudem hat jede Erkrankung unterschiedliche Auswirkungen und ein und derselbe Visus können trotzdem so unterschiedliche Auswirkungen haben und gleichzeitig gibt es noch viel zu viele Gründe für eine Erblindung, dass wenn ihr das alles auswendig lernen wollt, nie dazukommt eine Person einfach hinzunehmen und zu helfen. Weil nichts davon auf eine andere Person einfach anwendbar ist.

Beispiel: Es gab eine kreative Arbeit in der Gruppe. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht was alles möglich sei. Ich wurde danach gefragt was wie viel ich sehe, damit man mir etwas geben kann was ich machen kann und man wollte mir direkt etwas für eine plastische Arbeit geben. Dabei zeichne ich unheimlich gerne, doch dieses wurde direkt ausgeschlossen. Ich habe es am Ende trotzdem gemacht, jedoch veranschaulicht dies, dass es niemanden weiterbringt und er weiß, was nun nötig ist. Hierfür gibt es viel zu viele individuelle Aspekte, die nicht auf andere übertragbar sind.

Ableistische Sprichwörter zum Thema Blindheit

In unserer Gesellschaft wird das Wort blind immer wieder in verschiedenen ableistischen Sprachbildern abwertend reproduziert:

  • „Ein blindes Huhn findet auch einmal ein Korn“
  • „Das sieht sogar ein Blinder mit Krückstock“.

Sprichwörter die Abwertung, Unfähigkeit und klaren Ableismus enthalten und mit dem Wort Blind verbunden sind. Dabei wollen wir in der Situation eigentlich sagen, dass etwas total offensichtlich ist oder Jemand einfach Glück trotz Unfähigkeit hatte.

Weitere

  • Blindes Vertrauen = bedingungsloses Vertrauen
  • Liebe macht blind = Fehler von der Beziehungsperson werden (noch) nicht wahrgenommen
  • Blind vor Wut = vor Wut nichts mehr wahrnehmen können
  • Etwas blind drauflos machen = etwas überlegtes Handeln
  • Blindlings = unüberlegt, unvorsichtig

Wir verbinden Blindheit mit negativen Eigenschaften und Vorurteilen.

Das man nichts mehr machen könne oder nur zu Hause sitzt. Das dieses Bild sich nicht ändert ist nicht verwunderlich.

  • Es fehlt an Begegnungen in der Gesellschaft
  • Rollenbilder
  • Repräsentation in den Medien

Die 4 nervigsten Fragen voller Ableismus

1. Du kannst bestimmt besser hören?

Auch wenn an dieser Stelle viele meinen, das wäre nicht böse gemeint, so sind auch positiv gemeinte Vorurteile ableistisch. Man kann nicht aufgrund von einer Behinderung auf eine Eigenschaft schließen.

Es spricht die Individualität von blinden oder sehbehinderten Menschen ab. Können sie gut hören ist es einfach nichts Besonderes und können sie es nicht ist das Gegenüber verwundert. Gleichzeitig ist es abwertend gegenüber Menschen, Hörsehbehindert oder taubblind sind.

2. Wärst du lieber taub oder blind?

Diese Frage empfinde ich als absolut abwertend gegenüber eine der beiden Gruppen. Denn es wertet automatisch das Leben einer Behinderungsform ab, in dem direkt davon ausgegangen wird, dass das Leben mit einer der Behinderungen schlechter sein müsse und relativiert die Diskriminierungserfahrungen und Teilhabeeinschränkungen der vermeintlich „besseren“ Behinderung. Behinderungen sollten weder verglichen noch bewertet werden.

3. Und da hilft keine Brille?

An dieser Frage merke ich sehr deutlich, dass Aufklärung im Bereich Sehbehinderung noch nötig ist. Denn eine Brille kann nicht immer teilweise oder ganz eine Sehbehinderung ausgleichen. Es gibt Augenerkrankung, Unfälle, Gendefekte, bei denen eine Brille nicht helfen kann. Würde eine Brille helfen, so würde die betroffene Person eine Brille tragen. Wir müssen auch nicht davon ausgehen, dass eine Person geheilt werden muss oder nicht in der Lage ist sich selbst um ihre medizinischen Angelegenheiten zu kümmern. Auch suggeriert die Frage, dass die Person schuld an ihrer Situation ist. Auch ungebetene Ratschläge sind übergriffig.

4. Ist es besser nie gesehen zu haben oder blind zu werden?

Auch hier wertet man automatisch wieder das Leben einer Gruppe ab und relativiert die Diskriminierungserfahrungen und Teilhabeeinschränkungen. Man wird aufgefordert eine Lebensrealität zu bewertet, die man selbst nicht kennt. Die fragestellende Person geht auch hier wieder davon aus, dass es eine schlechtere Ausgangssituation geben müsse. Es schwingen also Annahmen, Vorurteile und Bewertungen mit.

Du siehst aber gar nicht blind aus

„Wozu hast du einen Blindenstock? Du siehst gar nicht blind aus!“
Wie sieht denn eine blinde Person aus?
Das ich nicht blind aussehe ist meist als Kompliment gemeint, aber transportiert einerseits Vorurteile und suggeriert gleichzeitig die Absprache meiner Behinderung.

Ich bewege mich zu sicher für eine blinde Person, trage Make-up, Mein Kleidungsstil passt nicht und ich schaue bei einem Gespräch in die Richtung aus, die die Stimme kommt. Meine Augen sind nicht milchig oder ununterbrochen durch eine dunkle Brille verdeckt.

Oft habe ich dann das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen, oder meine Blindheit beweisen zu müssen.

Menschen gehen davon aus, dass man Behinderungen sehen können muss. Mindestens am Verhalten. Ganz nach dem Motto „ich glauben nur das, was ich sehe“ und hinterfragen die Behinderung des Gegenübers.

Dabei vergessen wir oft, dass es 2 Komponenten gibt. Es gibt sichtbare und unsichtbare Behinderungen. Es bedeutet nicht, dass eine Person mit weniger Barrieren oder Ableismus konfrontiert ist, nur weil ihre Behinderung nicht sichtbar ist. Gerade mit einer unsichtbaren Behinderung müssen sich die Personen immer wieder anhören, dass sie nicht behindert aussehen.

Es gibt nicht das eine Bild einer behinderten oder blinden Person. Trotzdem erlebe ich Immer wieder verletzende Situationen, die mich ebenso wütend machen. Passant*innen halten mir Finger vor das Gesicht, springen in meinen Weg oder gehen nicht von der Leitlinie mit den Worten: “Ich wollte dich nur mal testen, weißt du?“

Und trotz dessen, dass viele Menschen noch keinen Kontakt zu einer blinden Person hatten, halten sich Vorurteile über scheinbar äußerliche Merkmale (dunkle Brille und weitere Vorurteile) von blinden Personen hartnäckig aufrecht. Viele Stereotype Bilder werden gerade in den Medien transportiert. Oft werden diese Stereotype Bilder von sehenden Personen aufrechterhalten, die eine blinde Person spielen.
„Das ich nicht blind aussehe“ ist eine Aussage, die ich enorm ermüdend finde. Sie macht wütend und verletzt. Sie ist anstrengend und irritierend.
Letztendlich ist es egal wie ich aussehe oder wirke: Ich bin blind.

Nadine steht an eine Wand gelehnt. Sie hat eine grüne Tarnfarben leggings ab und ein schwarzesTee top. Sie hat torlose Haare, und sich über die Schulter eine Lederjacke geworfen. Sie trägt eine Brille mit blauen Gläsern. Ein Fuß ist an der Mauer hochgestellt. Sie hat schwaThe hohe boots
Blindheit und Stereotype: Foto von Jmerkensphotography

Blindheit und das Stereotyp der „dunklen Brille“

Blinde Menschen tragen immer eine Sonnenbrille oder etwa nicht?!

Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass es geglaubt wird. Kaum eine blinde Person wird in den Medien ohne eine dunkle Brille dargestellt. Und dabei ist es egal, ob es sich um Print oder digitale Medien handelt.

Natürlich schließt sich eine dunkle Brille bei Blindheit nicht aus, jedoch ist sie nicht die Voraussetzung. Lichtempfindlichkeit als Symptom vieler Augenerkrankungen oder individuelle Gründe können ein Grund für eine „dunkle Brille“ sein. Oder eben für eine Kantenfilterbrille, die es in unterschiedlichen Tönungen gibt. Meine ist beispielsweise blau. Aber in den Medien wird dieses stereotype Bild grundsätzlich benutzt. Blinde Personen werden stereotyp dargestellt statt auf individuelle Weise. Wodurch dieses Bild sich auch gesellschaftlich prägt.

Ich bleibe auch ohne Brille blind.

Doch wie oft werde ich nur dann für „richtig blind“ gehalten, wenn ich die passende Brille trage. Plötzlich wurde mir ein Platz im Bus angeboten oder aus dem Weg gegangen. Das Tragen einer dunklen Brille wurde mir aus dem Umfeld bereits als Tipp gegeben, damit mich Menschen als blind identifizieren können. Dabei sollte die Unterstützung von Stereotyp nicht der Weg sein, sondern das Zeigen von verschiedenen Lebensrealitäten. Hier spielt auch mit ein, dass ein weiteres Vorurteil besagt, dass man eine Behinderung sehen müsse.

Viele Menschen spiegeln mir wider, dass sie bis heute keinem blinden Menschen begegnet seien. Dennoch erwarten sie ein gewisses Bild.

Blindheit: Stigmatisierung und Vorurteile in Film und Fernsehen

Es gibt also weiteren Ableismus, dem sich Film und Fernsehen bedienen. Personen ertragen „tapfer“ ihr Schicksal oder haben unrealistische Fähigkeiten. Kaum behinderte Menschen spielen eine Person mit Behinderung, wodurch die Lebensrealität von behinderten Menschen verzerrt dargestellt wird („Cripping up“). Vorurteile werden so reproduziert und aufrechterhalten.

Außerdem muss eine behinderte Person nicht hauptsächlich eine behinderte Person spielen, sondern könnte Nachbar*in, Mitarbeiter*in oder Chef*in mit Behinderung spielen, damit andere Bilder verinnerlicht werden.

Ich bin für mehr Lebensrealitäten von behinderten Menschen in den Medien.

„Wünschst du dir wieder sehen zu können?“

Für viele, die diese Frage stellen ist die Antwort natürlich schon klar. Daher wirkt meine Antwort verwunderlich und schockierend zu gleich. Denn mit einem „Nein“, würde an dieser Stelle so manch eine Person nicht rechnen. Natürlich muss meine Antwort auch hinterfragt wird.

Dass ich mich für meine Antwort rechtfertigen muss, zeigt jedoch wie sehr Menschen davon ausgehen, dass behinderten Menschen geheilt werden müssen und auch geheilt werden wollen.

Dabei steckt die Annahme dahinter, dass behinderte Menschen unter ihrer Behinderung leiden würden. Sie werden in einem defizitären Kontext wahrgenommen. Als müssten sie repariert werden oder wären falsch. Nicht als wäre das eigentliche Problem die Wahrnehmung der Gesellschaft.

In diesen Momenten wird nicht beachtet, dass die Welt mit ihren Zugängen und Voraussetzungen die Teilhabe und Inklusion von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Voraussetzungen nicht berücksichtigt. Natürlich macht es in diesen Momenten einfacher den Einzelnen die Schuld zu geben und sie als defizitär abzustempeln (medizinisches Modell von Behinderung), statt die Erfahrungen von Ableismus im Gesamtkontext von Barrierefreiheit, struktureller Diskriminierung und Sprache zu sehen.

Mein erster Gedanke morgens und meine letzter Gedanke abends ist tatsächlich nicht, dass ich wieder sehen möchte. Auch über den Tag verteilt denke ich nicht an diese Möglichkeit. Dinge, die ich mir in Verbindung mit Behinderung wünsche, sind uneingeschränkte Zugänge, kein Ableismus und Barrierefreiheit. Ich möchte die Wahl haben, spontan sein können und wahrgenommen werden. Nicht meine Behinderung ist das Problem, sondern wie damit umgegangen wird.

Was ich mir wirklich wünsche:

  • Bücher schreiben
  •  endlich meinen Blindenführhund kennenlernen
  • Urlaub in Island

Wie wir behinderten Menschen unsere Behinderung bewerten, sie einordnen oder über sie denken, ist individuell und steht nur uns zu. Problematisch ist die gesellschaftliche Annahme und das Denken das wir leiden, ein Defizit sind und von unserer Behinderung geheilt werden wolle würden, weil Behinderungen als negatives Merkmal statt als neutrales Merkmal gesehen werden.

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