Ableismus: strukturelle Diskriminierung behinderter und chronisch kranker Menschen

ein junge Frau trägt ein dunkelrote Jacke und ein Cap. Sie steht seitlich in Laufbewegung mit ihrem Langstock. drum herum sind die Menschen verschwommen in Bewegung.

Es gibt Prozesse in unserer Gesellschaft, die Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft abweichen, ausgrenzen. Vorteil der Mehrheitsgesellschaft: Man fühlt sich fähiger und wertvoller und Zugänge und Ressourcen können besser reguliert werden. Die strukturelle Diskriminierung behinderter Menschen sowie auch chronisch kranken Menschen nennt man Ableismus.

Inhaltsverzeichnis

Unterdrückung funktioniert durch ein unterschiedliches Machtverhältnis. Lassen wir Menschen hinter einer Eigenschaft verschwinden, und sehen sie nur als Gruppe wie „die Behinderten“, so müssen wir uns nicht die Mühe machen, uns mit ihm als Individuum auseinanderzusetzen.

Menschen schließen aufgrund von Behinderungen auf Eigenschaften. Das ist der Moment, in dem die Individualität von Menschen verloren geht. Anhand der Behinderung wird somit die Persönlichkeit, Eigenschaften oder Verhaltensweisen erklärt.

In der Psychologie beschreibt man dies auch als „spread effect“.

Ich bin behindert, also…

✍️ bin ich arbeitslos

👂🏻 kann besonders gut hören

🎨 Kunst ist nicht meins

❤️ ich bin so mutig

Stigmatisierung: Diskriminierung behinderter und chronisch kranker Menschen

Das Wort Stigmatisierung kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Brandmal“. Damals war es ein Zeichen, sich von Menschengruppen, die als weniger Wert angesehen worden waren, zu distanzieren.

In diesem Prozess werden Merkmale und Eigenschaften von Personen wie beispielsweise „behindert“ negativ bewertet. Natürlich hängen Stigmatisierungen auch von der Kultur ab und welche Eigenschaften in dieser negativ oder positiv konnotiert sind.

Behinderungen weichen von der Mehrheit, den nicht-behinderten Menschen ab. Daher werden behinderte Menschen als Gruppe durch die Stigmatisierung gesellschaftlich ausgegrenzt und auch nicht als Individuum behandelt, sondern als Gruppe gesehen. Dies sorgt dafür, dass die Person als Individuum hinter dem Merkmal verschwindet. Aus Stigmatisierungen wachsen Vorurteile, Stereotype und Diskriminierung. Diskriminierung bezieht sich dabei auf alle Strukturen und führt zu fehlender gesellschaftlicher Teilhabe, medizinischer Versorgung oder auch schlechtere Bildungs- und Berufschancen. Somit bezieht sich diese ebenfalls auf Einrichtungen und Politik.

Stigmatisierungen beziehen sich auf klischeehafte Darstellungen in den Medien oder eine diskriminierende Behandlung auf Wohnungs- und Arbeitssuche. Sie kann zu Mobbing, Ausgrenzung und Ablehnung führen. Die Annahmen, die von außen auf die Gruppe projiziert werden, können von den Personen selbst übernommen werden.

Warum Stigmatisierung jedoch so gut funktioniert bei behinderten Menschen liegt daran, dass Stigmatisierung allgemein besser dort funktioniert, wo die Abwehr und der Widerstand geringer ist. Sprich bei marginalisierten Gruppen. Denn wer am längeren Hebel sitzt und mehr Macht hat, kann seine Denkmuster leichter durchbringen.

Die Auswirkungen von Stigmatisierungen lassen sich vor allem im Bereich von psychischen Erkrankungen beobachten. Ein Bereich in dem sich Menschen deutlich seltener Hilfe suchen aufgrund von Stigmatisierung.

Schritte gegen Diskriminierung behinderter und chronisch kranker Menschen

Wir können Denkmuster nur durchbrechen, wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzen und wenn wir uns damit auseinandersetzen, welche wir durch unsere Sozialisierung übernommen haben. Es ist unangenehm, wenn einem bewusst wird, was für verinnerlichte Annahmen wir in uns tragen. Das bedeutet aber nicht, dass wir von Grund auf „böse“ sind, sondern wir lediglich alle „ableistisch“ sozialisiert sind.

Ein weiterer hilfreicher Punkt wäre Inklusion, das heißt ein selbstverständliches Miteinander in allen Bereichen. Dadurch würden Vorurteile und Stigmatisierungen abgebaut werden können, um die für uns noch unbekannten „Behinderungen“ kennenzulernen. Sei es in Kinderbüchern, Filmen, Serien – wir benötigen neben den realen Begegnungen auch Repräsentation. Vorbilder für behinderte Menschen und vor allen Dingen Sichtbarkeit und Wahrnehmung von verschiedenen Perspektiven von Behinderungen. Denn es gibt nicht nur ein Bild von Behinderungen.Dennoch sind Stereotype im Bereich der Diskriminierung behinderter und chornisch kranker Menschen keine Seltenheit.

Wir müssen unsere eigenen Privilegien checken.

Ableismus: strukturelle Diskriminierung behinderter und chronisch kranker Menschen

Ableismus beschreibt die (strukturelle) Diskriminierung behinderter und chronisch kranker Menschen. Es beschreibt die Bewertung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten sowie Ausgrenzung, Reduzierung, Vorurteile oder Ignoranz. Es stammt von dem englischen Wort “to be able” (fähig sein) ab. Ableismus findet sich in unserem kompletten System wieder: Sei es Politik, Medien, Arbeitsmarkt, Gesundheitssystem, Freizeitangebote, Bildungssystem, Einrichtungen, etc. Wir alle sind ableistisch sozialisiert und tragen Annahmen und Vorurteile in uns. Dadurch halten sich die Annahmen auch aufrecht. Ableismus müssen wir aktiv verlernen.

Ableismus kann uns im Alltag als Mikroaggressionen begegnen. Er kann sich in alltägliche Kommentare, Fragen oder Handlungen wiederfinden.Er kann negativ wie auch vermeintlich „positiv“ formuliert sein.
Beispielsweise:

  • Ich könnte dann nicht mehr weiterleben
  • Blinde Menschen können nicht arbeiten.
  • „Also, ich stelle mir das schlimm vor blind zu sein“

oder:

  • Toll, dass du das trotz deiner Behinderung machst
  • Für mich bist du normal.
  • Dafür, dass du blind bist, ist das echt gut.

Aufgrund von ableistischen Denkmustern und Verallgemeinerungen verschwinden Individuen mit Fähigkeiten hinter Stigmata. Fähigkeiten und Talente können so relativiert werden. Beispielsweise wenn eine blinde Person gut hören kann. Es ist dann nichts Besonderes mehr. Kann sie dies nicht, so „stimmt mit ihr was nicht“. Es wird sich abwertend mit behinderten Menschen verglichen. Dessen müssen wir uns bewusst werden, Betroffenen zu hören, reflektieren und uns mit dem Thema auseinandersetzen.

Ableismus ist stark von dem Denken geprägt, dass Personen und ihr Leben weniger wert seien aufgrund fehlender Leistungsfähigkeit. Er zeigt sich auch in dem Denken, dass Personen unter ihrer Behinderung/Krankheit leiden würden. In Filmen müssen behinderte Personen durch den Frei-(Tod) oder ein „Heilmittel“ von Ihrer Behinderung „erlöst“ werden. Auch hier werden oft Vorurteile und Stereotype aufrechterhalten.

Ableismus zeigt sich ebenfalls in unserer Sprache sowie in fehlender Barrierefreiheit. Also durch physische Barrieren, fehlende Gebärdensprachdolmetschung, Bildbeschreibungen und vieles mehr.

Wie zeigt sich Diskriminierung behinderter Menschen in unserer Gesellschaft

Der Ableismus ist stark von dem Denken geprägt, dass das Leben behinderte Menschen weniger wert sei. Ein starkes Narrativ ist das Bild des leidenden behinderten Menschen. In Filmen werden Personen oft so dargestellt, als müssten sie durch den Frei-(Tod) oder ein „Heilmittel“ von Ihrer Behinderung „erlöst“ werden. Bis heute entdecken wir auch in Worten wie „Heilerziehungspfleger*innen“ immer noch die Annahme, dass behinderte Menschen geheilt werden müssen.

Ableismus zeigt sich ebenfalls in unserer Sprache (ableistische Sprache) sowie in fehlender Barrierefreiheit. Also durch physische Barrieren, fehlende Gebärdensprachdolmetscher*innen, Bildbeschreibungen, einen nicht-barrierefreien ÖPNV, nicht-barrierefreie Dokumente etc….

Internalisierten Ableismus ist ein weiterer wichtiger Begriff, denn er beschreibt das der von außen gespiegelte Diskriminierung behinderter Menschen verinnerlicht wird, man sich selbst minderwertig fühlt und möglicherweise auf rechtmäßige Leistungen (Nutzen eines Langstockes) verzichtet oder sich als Last wahrnimmt.

Ableismus: Narrativ des leidenden behinderten Menschen

Leiden ist ein mächtiges Wort, dessen Bedeutung und Kraft wir oft unterschätzen. Es ist eine Empfindung, die oft behinderten Menschen zugeschrieben wird. Es wird davon ausgegangen, dass sie unter ihrer Behinderung leiden, unglücklicher sind und das Leben für weniger lebenswert hält.

In Berichten oder Medien liest man auch oft: „XY leidet an der Diagnose.“ Statt „XY hat die Diagnose“. Sprache beeinflusst unser Denken mehr als man denkt. 2 Sätze und zwei unterschiedliche Bedeutungen mit Wirkung. Dabei möchte ich keinesfalls sagen, dass es nur an diesem Satz liegt, dass behinderten Menschen „Leid“ zugesprochen wird. Wir wachsen mit der Sprache auf, nutzen Floskeln, die wir hören und hinterfragen nicht immer die Macht der Sprache.

Denn, dass wir von Leiden ausgehen, führt dazu, dass ich von fremden Menschen wegen meiner Behinderung bemitleidet werde. Erfahren sie, dass ich mehr als eine Diagnose habe, folgt auf „Das tut mir leid“ noch ein „Oh, das auch noch!“

Mein Leben ist jedoch nicht schlechter, weniger Wert oder leidvoller als das Leben von nicht-behinderten Menschen. Dabei möchte ich nicht sagen, dass behinderte Menschen nicht leiden. Tatsächlich leide ich unter Diskriminierung und auch den ein oder anderen Tag unter Schmerzen. Aber diese Bewertung steht nur mir zu. Das Leid ist ein (seelischer) Schmerz, den keine Außenstehende Person bewerten oder fühlen kann.

Dass wir aber direkt von Leiden ausgehen, schafft ein Bild über Behinderung und eine Bewertung, die uns nicht zusteht. Auch, wenn jede Person das Recht hat zu sagen, dass sie unter einer Diagnose leidet. Wie oft geht man bei Menschen mit Behinderung und Depressionen davon aus, dass die Behinderung der Auslöser sei. Oder wird in Filmen das „tragische Schicksal“ gezeigt, dessen Erlösung nur der Freitod ist.

In der NS-Zeit ging man sogar davon aus, dass es besser wäre, Menschen zu ermorden, die eine Behinderung hatten. Ein sogenannter „guter Tod“ (Euthanasie). Man rechtfertigte die Morde mit der Erlösung der Menschen. Kein Denken, das es noch nicht vorher gab und kein Denken, das es heute nicht mehr gibt. Wir erinnern uns an den Fall in Potsdam 2021, wo eine Pflegekraft behinderte Menschen ermordete?

Inspiration Exploitation als ein Teil von Ableismus: Diskriminierung behinderter und chronisch kranker Menschen

Ableismus, die Diskriminierung behinderter und chronisch kranker Menschen beinhaltet ebenfalls Inspiration Exploitation.

Lange war hier noch der von Stella Young geprägte Begriff Inspiration P*rn zu finden. 2016 wurde von EbThen auf Twitter der Begriff Inspiration Exploitation geprägt. Inspiration P*rn beschreibt jedoch abwertend Sexarbeit und setzt Pornographie mit Ausbeutung gleich. Gerade behinderte Sexarbeitende haben diesen Begriff kritisiert (@ashducation).

Ich möchte nicht auf Grundlage meiner Behinderung inspirierend sein, sondern mit Texten, Worten oder Kunst. Behinderte Menschen werden oft als Inspirations- oder Motivationsobjekt gesehen. Für alltägliche Dinge werden wir als Inspiration gesehen und gelobt. Beispielsweise, wenn ich irgendwo anwesend bin oder laufe.

Inspiration Exploitation ist geprägt von Gedanken wie „Wenn die behinderte Person das kann, dann kann ich das doch auch!“

Oder „Anderen Menschen geht es viel schlechter als mir. Ich habe keinen Grund zu klagen.“
Es ist problematisch, dass man davon ausgeht, dass behinderte Menschen nicht glücklich sein könnten und das Leben weniger lebenswert sei. Behinderte Menschen existieren nicht, damit du dich besser fühlst. Wir sind kein Feel Good Moment. Behinderte Menschen sind nicht deine Inspiration.
Eine Reaktion auf „ich habe studiert“ war „Trotz ihrer Behinderung?“ gefolgt von Applaus. Meistens fragt man an dieser Stelle eher: „Was denn?“. Niemand hätte applaudiert. Man hat sich in diesem Moment abwertend mit mir verglichen und es mir ein Studium nicht zugetraut. Es zeigte, wie eine Person auf Grundlage meiner Behinderung mir Eigenschaften zu- und abschrieb.

Mein einfach teilhaben oder meine Hilfsmittel gelten oft als „beeindruckend“. Niemand würde auf die Idee kommen einer fremden nicht-behinderten Person zu sagen, es sei inspirierend, dass sie hier ist. Wir würden es hinnehmen, die Person vielleicht nicht einmal wahrzunehmen. Behinderte Menschen werden oft mit einem erstaunten Blick wahrgenommen und für ihr „sein“ als motivierend und inspirierend gefeiert.
Behinderungen haben immer noch einen negativen Stempel. Sie werden mit Leid verbunden und alltägliche Aufgaben werden bewundert oder man wird als tapfere*r Held*in des eigenen Schicksal gesehen. Aber nicht als Individuum mit Fähigkeiten und Eigenschaften.

Sprache schafft Denkmuster: Auch unsere Sprache ist voller Ableismus


Wir wachsen mit einer Sprache auf, die wir selbstverständlich nutzen. Eine Sprache, die wir nicht hinterfragen und die von unserer Sozialisierung als Gesellschaft geprägt ist. Wir nutzen diese Alltagssprache, Begriffe und Ausdrücke, die einige Menschen auf ihre Fähigkeiten reduzieren und sie stigmatisieren. Denn Ableismus zieht sich auch durch unsere Sprache.
Für uns ist es dennoch so alltäglich, diese Begriffe zu nutzen, dass es uns kaum auffällt. Wir formen mit diesen Worten ein Bild von Behinderung.
Dass das Wort „behindert“ kein Schimpfwort ist und wir darauf aufmerksam machen sollten, wenn dieses Wort missbraucht wird, sollte an dieser Stelle keine Neuheit sein.
Aber bei ableistischer Sprache fallen viel mehr Begriffe darunter.
Ausdrücke wie:

  • „verrückt“
  • „krank“
  • „doof/dumm“
  • „Bist du taub/blind?!“
  • „Idiot“ oder
  • „das sieht doch ein Blinder mit einem Krückstock“.

Vielleicht hast du auch bereits einen dieser Begriffe verwendet? Ich ebenfalls. Denn auch ich bin in diesem System und mit dieser Sprache aufgewachsen und habe mir selten dabei etwas gedacht. „Sagt man halt so“. Aber Sprache schafft Realitäten und prägt unser Denken.
Ableistische Sprache setzt also die Behinderung in den Fokus und setzt diese und den Menschen herab.

Meist wollen wir in diesen Momenten etwas ausdrücken, das wir mit anderen Worten wertfreier sagen könnten. Zum Beispiel, dass eine Person rücksichtslos, unreflektiert oder unachtsam ist.

Wichtig ist, dass wir unsere Sprache reflektieren, uns dem bewusst werden und daran arbeiten. Man kann nicht erwarten, dass eine erlernte Sprache von heute auf morgen verlernt wird. Aber dass wir achtsamer mit dem Instrument Sprache umgehen. Sprache formt so viele Bilder. Wie auch mit den Worten „XY leidet an einer Diagnose“ oder „XY ist an den Rollstuhl gefesselt“. Wir transportieren damit Annahmen und Vorurteile, die sich verfestigen. Es ist nicht einfach, da es als selbstverständlich angesehen wird, diese Ausdrücke zu benutzen. Aber es ist schon ein Schritt, wenn wir uns mit Sprache auseinandersetzen und mit dem, was wir eigentlich sagen wollen.

Mikroaggressionen: Diskriminierung behinderter Menschen

Es gibt Momente, in denen ich mich nicht traue, meine Erfahrungen mit Ableismus anzusprechen.

Einerseits werden Erfahrungen oft relativiert oder man wird als zu empfindlich dargestellt. Dabei ist es wichtig, dass wir über diese Erfahrungen sprechen und Ableismus benennen und thematisieren können. So schaffen wir eine Grundlage für Veränderungen. Andererseits fühlt man sich oft nicht ernst genommen, wenn eigene Erfahrungen relativiert werden. Dabei sind eigene Gefühle immer valide. Gefühle in Verbindung mit Ableismus können belastend sein. Wir müssen Diskriminierung und die Gefühle von betroffenem ernst nehmen.

Die tägliche Begegnung mit Mikroaggressionen kann für Betroffene und deren psychische Gesundheit belastend sein. Gegen diese ständig anzukämpfen, kostet Kraft. Kraft, die behinderte und chronisch kranke Menschen anderweitig dringender benötigen. Oft wird nicht nur erwartet, dass man sich ein „dickeres Fell“ zulegt, sondern dass Erfahrungen mit der Zeit abhärten. Wir ignorieren damit die Tatsache, dass sie krank machen können.

Doch selten habe ich das Gefühl, dass das Gesundheitssystem im Bereich psychische Hilfe darauf eingestellt ist. Viele Therapeutinnen begegneten mir mit ihren Vorurteilen und Annahmen über Behinderungen. Für mich immer wieder eine belastende Situation in einem bereits emotional belastenden Setting. Doch dabei mangelt es nicht nur an eigener Reflektion, sondern auch an der Barrierefreiheit im System. Sei es, dass Therapeutinnen Gebärdensprache beherrschen, Unterlagen barrierefrei zur Verfügung stellen oder Räume bzw. Gebäude barrierefrei sind.

Der Selbstwert und die psychische Gesundheit, die durch diese abwertenden Kommentare angegriffen werden, kann Depressionen, Angststörungen oder auch Traumata zur Folge haben. Das kann weniger Lebensqualität oder Teilhabe bedeuten, bis hin zu körperlichen Symptomen.

Umso wichtiger ist es, dass wir die Stimmen von behinderten Menschen und die Folgen von Ableismus in all ihren Formen anerkennen.

Fehlende Barrierefreiheit sorgt dafür, dass eine Teilhabe nicht stattfinden kann, während Mikroaggressionen Rückzug aus sozialer Teilhabe bedeuten können unabhängig von Barrieren.

Wir alle haben uns schon diskriminierend Verhalten

Keine Person kann darüber entscheiden, ob sie eine andere diskriminiert hat. Verletzungen sind ein Gefühl, dass durch Diskriminierung entsteht. Sowie Wut und Trauer, deren Berechtigung und Existenz nicht abgesprochen werden kann. Macht man eine Person darauf aufmerksam, dass man etwas nicht okay fand, dann begegnen einem oftmals Sätze wie:

  • ich habe dich nicht diskriminiert
  • sei nicht so empfindlich
  • so war das nicht gemeint
  • man muss auch Humor haben können
  • oder: Ich bin doch auch behindert – als Legitimation dafür, dass man dann diskriminierende Aussagen treffen dürfte
  • Du kommst mit deiner Behinderung einfach nicht klar (Niemand hat ein Recht über dieses Urteil außer der betroffenen Person)

Manchmal überlege ich dann, ob ich wirklich etwas falsch verstanden haben, könnte und werde unsicher. Aber Gefühle lügen nicht. Wenn euch eine Person sagt, dass ihr sie verletzt habt, dann ist dies keine Diskussionseinladung, sondern ein Fakt. Dafür muss sich niemand rechtfertigen. Akzeptieren, entschuldigen und reflektieren. Die Intention ist egal – es bleibt Diskriminierung.

Ich bin meinem Partner auch schon einmal versehentlich auf den Fuß getreten und habe mich auch entschuldigt – nicht diskutiert. Dies gilt ebenfalls für Diskriminierung. Auch dies geschieht meist ohne Intention. Wir wachsen nicht morgens auch und wollen eine Person diskriminieren und verletzen.
Denn nicht ihr habt in diesem Moment zu entscheiden, ob sich eine Person diskriminiert fühlen darf oder nicht. Diskriminierung löst ihr bei der Person durch Worte und Taten aus und dieses Gefühl von Verletzung ist nicht ohne Grund aufgetaucht und auf dieses Gefühl haben Personen in diesem Moment ihr Recht. Dieses Gefühl kann und darf nicht abgesprochen werden.
Diskriminierung kann ebenfalls zu psychischen Erkrankungen führen. Wir reden von Ausschluss, Ent- und Abwertung.
Eine Person muss ihre Diskriminierungserfahrungen nicht beweisen. Neugier und Nachfragen sind hier einfach fehl am Platz.
Andere Menschen haben nicht darüber zu entscheiden, wie man als behinderte Person behandelt werden möchte oder welches Wording man nicht-diskriminierend findet, wo die eigenen Grenzen sind oder wie man es findet, auf die Behinderung/Diagnose angesprochen oder reduziert zu werden.
Menschen sind Individuen. Jede Person hat ihre Grenzen und das ist okay. Niemand ist deswegen „zu empfindlich“. Grenzen haben einfach respektiert zu werden und nicht gewertet. Sie sind unser Schutzraum.

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