Selbstbestimmung ist in der Theorie für mich dann möglich, wenn ich eine Wahl habe. Wenn ich all meine Möglichkeiten kenne und hier aus meiner persönlichen Vorliebe wählen kann. Wenn ich darüber entscheiden kann, wie ich mein Leben führen möchte.
Inhaltsverzeichnis
- Die Theorie der Selbstbestimmung:
- Selbstbestimmung: Fehlende Möglichkeiten
- Selbstbestimmung: Blind Bücher lesen
- Selbstbestimmung: Fragen rund ums Lesen im Alltag
- VVerleihe meiner Arbeit Flügel
- Was genau kann deine Hilfe bewirken?
- Bleibe auf dem Laufenden
- Neuste Beiträge

Die Theorie der Selbstbestimmung:
Wieso spreche ich von einer Theorie? Weil für behinderte Menschen Selbstbestimmung weniger die Realität ist. Wir haben nicht die Wahl zwischen verschiedenen Optionen. Oftmals haben wir die Wahl zwischen den Dingen, die barrierefrei oder zugänglich sind, können nur die eine Sache nehmen, die barrierefrei oder zugänglich ist oder müssen verzichten, weil nichts barrierefrei oder zugänglich ist.
Selbstbestimmung: Fehlende Möglichkeiten
Wenn ich beispielsweise ein Videospiel spielen möchte, dann fehlt es mir an Möglichkeiten. Für mich ist lediglich ein einziges Spiel barrierefrei. Ich habe nicht die Wahl zwischen verschiedenen Genres oder kann mich auf eine Neuerscheinung freuen. Ich habe dieses eine Spiel oder keines.
Bildung ist in der UN-BRK geregelt, doch die Erfahrung hat mir gezeigt, dass es vom Wohlwollen der Institution abhängig ist, ob Barrierefreiheit vorhanden ist. Hierzu könnt ihr gerne den Bericht über mein Studium, Journalismus oder bald auch über mein erstes Studium soziale Arbeit lesen.
Wenn ich alleine einen Film schauen möchte, dann sind diese davon abhängig, ob Audiodeskription vorhanden ist.
In Wohnheimen ist Selbstbestimmung oft ein Fremdwort. Entfaltung ist kaum möglich, wenn man sich an Vorgaben der Institutionen halten muss. Wann möchtest du essen, wann auf die Toilette und wann Besuch empfangen oder deine Sexualität ausleben?
Ich selbst habe mal in einem Internat gewohnt. Und so wie in den ganzen Filmen und Serien läuft dies dort nicht ab. Anfangs war ich mit einer Person in einem Zimmer, mit der man sich arrangieren musste. Trotz Volljährigkeit musste ich mich anmelden und abmelden. Feste Essenszeiten gab es mittags und das Trinken von Alkohol war verboten. An- und Abreise zu bestimmten Zeiten am Freitag und Sonntag. Und wer krank war, musste dies direkt durch einen Arzt bestätigen lassen. Was für mich mit einer seltenen Erkrankung oft erschwert war. Meine Erkrankung kannte niemand. Im Internet steht „meist schmerzlos“ oder „schmerzlos“. Ich mach’s kurz. Ich bin also weiter in die Schule gegangen, statt mich selbst für einen Tag krank zu schreiben. Denn im Internat war krank zu sein an Atteste gebunden. Ja, es sind für einige Kleinigkeiten, aber es sind auch Punkte der Selbstbestimmung.
Selbstbestimmung: Blind Bücher lesen
Deswegen ist mir Selbstbestimmung in den Bereichen, in denen es möglich ist, sehr wichtig. Ich möchte mich für meine Entscheidungen nicht rechtfertigen oder erklären. Denn selten muss man sich als nicht-behinderte Person dafür rechtfertigen, dass man ein Buch/ebook/Hörbuch liest oder hört.
Ja, ich lese Bücher. Ich setze mich gerne aufs Sofa, schnappe mir mein Tablet und scanne via App „Seeing Ai“ 50-60 Seiten ein und lese sie mit VoiceOver. Ich stelle mir Bücher dekorativ ins Wohnzimmer und Blätter einfach gerne durch die Seiten.
Ich mag es, mit den Fingern über das Tablett zu fahren, Seiten weiter zu springen und beim Lesen etwas zu tun zu haben. Mein ADHS Gehirn bleibt so bei der Sache.
Ebooks nutze ich tatsächlich manchmal wie ein Hörbuch. Ich räume dabei die Wohnung auf oder mache irgendwas im Haushalt. Wenn ich zu müde bin ein Buch weiter einzuscannen, es aber zu spannend ist, kann ich im Bett weiterlesen.
Aber Hörbücher kann ich einfach nicht hören. Ich schaffe es nicht, mich auf diese zu konzentrieren. Mein Interesse ist oft von Sprecher*innen abhängig und mittlerweile hat fast jedes Fantasy-Buch eine spicy Szene, die mir als Hörbuch irgendwie unangenehm wäre.
Selbstbestimmung: Fragen rund ums Lesen im Alltag
Dennoch werde ich oft gefragt: Warum hörst du kein Hörbuch?
Und so hart das klingt: weil ich es nicht will. Ich kenne Hörbücher. und deren Existenz. Dass ich sie aber nicht höre und ich Bücher lese, ist meine Entscheidung. Auch, wenn sie für viele nicht nachvollziehbar ist.
Denn Selbstbestimmung heißt für mich auch, dass ich mich für die Möglichkeit entscheide, die mir persönlich besser gefällt. Sie muss nicht anderen gefallen oder von ihnen bewertet werden.
„Wäre es nicht einfacher ein Hörbuch zu hören“?
Nein. Mein ADHS Gehirn findet grundsätzlich nichts einfach. Aber vor allem findet es nichts einfach, dass mir keinen Spaß macht. Sich für ein Hobby zu motivieren ist für mich keine Option.
„Sind VoiceOver und ein Hörbuch nicht dasselbe?„
Ich verstehe, woher diese Frage kommt. Jedoch muss ich dies für mich verneinen. Ein Hörbuch ist ein Hörbuch. VoiceOver, in jeglicher Form, ist meine Art zu lesen.
Ja, ich bin blind und lese Bücher. Deswegen findet ihr auch diverse Rezensionen auf meinem Blog.
VVerleihe meiner Arbeit Flügel
Was genau kann deine Hilfe bewirken?
Ich bin Aktivistin für Inklusion. Aufklärungsarbeit findet oft kostenlos statt. Dies muss aber nicht sein. Denn Aufklärung bedeutet hier, recherchieren und schreiben, Videos produzieren, weiterbilden, reisen, Interviews führen und vieles mehr. Schaut euch gerne meine aufklärenden und empowernden Beiträge an, die zum Reflektieren einladen.
Ihr wollt mich unterstützen? Das ist möglich. Ihr könnt mich nicht nur durch das Teilen von Beiträgen unterstützen, sondern auch finanziell meine Arbeit unterstützen. Denn Fliegen lässt sich am besten mit Rückenwind.
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