Letztendlich sind die Gründe für einen Blindenführhund individuell. Es handelt sich hier um meine Gründe. Diese sind abhängig von individuellen Fähigkeiten, Wohnumfeld und Lebensstil. Also beantragte ich aus folgenden Gründen die Versorgung mit einem Blindenführhund und dem dazugehörigen Führgeschirr nach §33 SGB V:
Inhaltsverzeichnis
- Gründe für einen Blindenführhund: Grundlagen
- Witterungsverhältnisse als Barriere
- Gründe für einen Blindenführhund: Barrieren im Alltag
- Gründe für einen Blindenführhund: Orientierungshilfe
- Blindenführhund für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
- Gründe für einen Blindenführhund: Auf den Hund gekommen
- Gründe für einen Blindenführhund: Zusammenfassung
- Gib meiner Arbeit Flügel
- Was genau kann eure Hilfe eigentlich bewirken?
- Bleibe auf dem Laufenden
- Neuste Beiträge
Gründe für einen Blindenführhund: Grundlagen
Aufgrund meines Gendefektes LHON (Lebersche Hereditäre Optikus Neuropathie) bin ich seit 2012 gesetzlich blind. Nun wohne ich selbstständig in einer eigenen Wohnung. Ich bin auf eine sichere Mobilität angewiesen, Um mich sicher bewegen zu können, benötige ich einen Blindenführhund für meine uneingeschränkte Mobilität, Selbstbestimmung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ein Orientierungs- und Mobilitätstraining habe ich bereits 2012 absolviert. Hierfür hat die Krankenkasse entweder Einsichten in das Abschlusszeugnis oder es kann beigelegt werden.
Auch wenn ich das Training bereits absolviert habe, stößt ein Langstock an Grenzen- Diese können nur mit einer Begleitung und damit mit einem Blindenführhund überwunden werden. Andere Hilfsmittel würden den Fähigkeiten eines Blindenführhundes nicht gleichkommen. Höhenhindernisse, sind mit dem Langstock nicht zu ertasten. Ich habe Schwierigkeiten mit Schranken, Bäumen oder Büschen, Fahrradabsperrungen oder ähnliches. Ein Hindernismelder an meinem Langstock wäre kein vergleichbares Hilfsmittel. Hierzu gibt es bereits einige Gerichtsurteile. Diese sind nämlich nicht genau und deren Signal lässt sich nicht genau interpretieren. Ein Blindenführhund kann mich auch an Höhenhindernissen vorbeiführen, sodass hier keine Verletzungsgefahr bestehen würde. Des Weiteren besteht die Möglichkeit soziale Kontakte selbstständig aufrecht zu erhalten.
Witterungsverhältnisse als Barriere
Des Weiteren fehlt mir aufgrund von Witterungsverhältnissen, gerade im Winter/Herbst bei nassem Laub/Schnee die Orientierung. Mit dem Langstock habe ich bei Schnee und Eis kaum die Möglichkeit:
- meinen Weg zu finden
- Bordsteine zu ertasten (dies ist vor allem wichtig, um nicht unabsichtlich auf die Straße zu gelangen)
- Leitlinien zu nutzen
- Straßen zu überqueren
Ein anderes Beispiel ist die Orientierung und Bewegung bei starkem Regen. Ob aus dem Grund, dass ich einen Besuch beim Arzt wahrnehmen muss, einkaufen muss, zu einem Amt muss, soziale Kontakte aufrechterhalten möchte, ich bin gezwungen, das Haus zu verlassen, auch wenn es regnet. Bei starkem Regen, lauten Geräuschen oder stark befahrenen Straßen fehlt mir jedoch die akustische Wahrnehmung meiner Umgebung. Auch hier wäre ein Blindenführhund wichtig, der mich sicher an meinem Ziel begleitet.
Gründe für einen Blindenführhund: Barrieren im Alltag
Des Weiteren bin ich aufgrund eines guten und regelmäßigen ÖPNV, der medizinischen Anbindung und Gründen der Teilhabe darauf angewiesen in einer (Groß-) Stadt zu wohnen. Leider ist es in Großstädten so, dass durch wenige Parkmöglichkeiten Autos oftmals auf Zebrastreifen, Übergängen, in Kreuzungen etc. parken. Dieses Parkverhalten macht es für mich mit meinem Langstock unmöglich, Straßen zu überqueren. Ein Blindenführhund könnte mich in diesen Situationen um Hindernisse führen und einen sicheren Weg für mich finden. Dies würde meine Selbstständigkeit erhalten, da ich mit einem Blindenführhund nicht auf fremde Hilfe angewiesen bin.
Des Weiteren kann mir ein Blindenführhund helfen, wenn mein Weg von einer Baustelle gekreuzt wird. Es ist für mich sehr kräftezehrend und kostet viel Konzentration mich an einer Baustelle entlang zu navigieren. Ist mein typischer Weg versperrt, so kann ich oftmals nicht einfach eine Ampel finden zur Überquerung der Straße. Viele Ampeln sind nicht barrierefrei, so dass ich sie ohne deren akustisches Signal nicht auffinden kann. Blindenführhund können dies jedoch auf Hörzeichen. Hier sorgt der Blindenführhund nicht nur für eine Entlastung, sondern vorrangig dafür, dass meine Mobilität und Teilhabe erhalten bleibt. Baustellen sind ebenfalls problematisch, da viele Baustellen nur zum Teil abgesperrt sind. Somit befand ich mich bereits einige Male in einer Baustelle.
Ein weiterer wichtiger Punkt, um den mich mein Blindenführhund führen würde, wären zudem E-Scooter. Dieser Trend sorgt für gravierende Mobilitätseinschränkungen und Verletzungsrisiken. Das gilt nicht nur für blinde Menschen. Diese stehen bereits überall auf meinem Weg und sorgen für eine erschwerte Orientierung. Dieses Verletzungsrisiko würde durch einen Blindenführhund verhindert werden und die Mobilität würde erhalten bleiben.
Ebenso zählen Fahrradlenker zu einem Verletzungsrisiko, da sie nicht mit dem Langstock zu erspüren sind. Ein Blindenführhund könnte mich um diese Hindernisse herum navigieren, ohne dass ich ein Fahrrad zu Fall bringe oder mich und andere verletze.
Gründe für einen Blindenführhund: Orientierungshilfe
Die Orientierung auf vollen oder großen Plätzen ist durch fehlende visuelle Wahrnehmung erschwert, denn hier fehlt es an Orientierungshilfen. Auch sorgt eine fehlende visuelle Wahrnehmung dafür, dass es mir nicht möglich ist, auf geraden Strecken meinen Weg zu halten. Sind diese Plätze noch mit Menschen gefüllt, erschwert dies die Orientierung.
Auch werden oftmals durch Gegenstände und vor allem durch Menschen die Möglichkeiten von barrierefreier Mobilität eingeschränkt. Hierbei spiele ich vor allem auf das Behindern der Leitsysteme an. Stühle, Tische, Sitzgelegenheiten, Baustellen, Mülleimer und Autos verhindern, dass ich mich in meiner Umgebung frei bewegen kann und die Systeme, auf die ich angewiesen bin, nutzen kann.
Ein Blindenführhund würde mich um Menschen herum navigieren bzw. Menschen gehen einem Blindenführhund aufgrund der Größe eher aus dem Weg. Außerdem kann er mich über einen Platz führen und mich auch hier wieder entlasten.
Warum eine höhere Aufmerksamkeit meiner Mitmenschen und eine sichere Bewegung an Orten mit vielen Menschen wichtig ist. soll dieses Beispiel verdeutlichen. Am Bahnhof wurde ich bereits von einem Passanten umgelaufen. Dabei verzog dieser mir meinen Langstock. Eine Orientierung war mit diesem Langstock kaum noch möglich und erschwerte sich auch mit einem schmerzenden Arm. Ein Blindenführhund würde mehr Aufmerksamkeit erzielen und mich vor solchen Situationen bewahren. Immer wieder versuchen Menschen, über meinen Stock zu springen. Dies ist für mich und meine Mitmenschen ein hohes Risiko
Aber nicht nur große Plätze sorgen für Herausforderungen, sondern auch Gebäude, die mir unbekannt sind. Das Finden von Türen ist mit einem Langstock kaum möglich und je größer ein Gebäude ist, desto schwieriger gestaltet sich dies. Ein Blindenführhund kann jedoch auf Hörzeichen die Eingangstür suchen und würde mir damit helfen, einen Weg in das Gebäude zu finden. Denn so bin ich nicht darauf angewiesen, dass ich zu privaten Terminen Begleitung organisiere. Zudem ermöglicht mir der Blindenführhund in dem Punkt Barrierefreiheit und selbstständige Mobilität, da ich einerseits nicht zu jedem medizinischen Termin eine Begleitung haben möchte (Privatsphäre). Andererseits möchte ich durch meinen Autismus ungern angefasst werden.
Blindenführhund für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Auch im Bereich der Freizeitgestaltung ist ein Blindenführhund für mich unerlässlich, damit ich nicht mehr darauf angewiesen bin, Hobbys nur dann nachgehen zu können, wenn ich eine menschliche Begleitung habe. Hier wäre ein Blindenführhund von Vorteil, der mich sicher an Menschen vorbeiführt, und auch in einer neuen Umgebung, in der ich mich nicht auskenne, sicher von A nach B führt. Mir ist dennoch bewusst, dass ich Wege selbständig kennen muss und der Hund nur führt. Daher besitze ich Navigationsapps, die mir zwar die Wege in unbekannten Umgebungen ansagen, jedoch keine Treppen, Ampeln, Zebrastreifen, Aufzüge, Eingänge oder ähnliches.
Denn gerade das Reisen oder soziale Kontakte ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Seien es nun Messen (gerade auch Messen im Bereich von Blindheit und Sehbehinderung sind hier auch wichtig) Shootings in Parks oder ähnliches. Gerade bei Messen bin ich aufgrund von Ständen, Aufstellern und Menschen auf die Fähigkeiten eines Blindenführhundes angewiesen.
Gerade auch die Orientierung in der Stadt, wenn Markt ist, gleicht einem Parcours aus Barrieren, den ich als blinde Person kaum bewältigen kann.
Gründe für einen Blindenführhund: Auf den Hund gekommen
An dieser Stelle möchte ich noch hinzufügen, dass ich bereits Erfahrung mit Hunden habe und mir daher die Aufgaben, Pflege und Haltung eines Hundes bekannt sind.
Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, warum ich mich für die Blindenführhundschule entschieden habe. Ich habe mich für die Blindenführhundschule entschieden, die mich auch persönlich mit dem beantragten Blindenführhund besucht hat, da ich die Ausbildungsart der Schule für tierfreundlich erachte. Die Hunde stammen aus vertrauenswürdigen Verhältnissen und ich bin von der Qualität der Ausbildung überzeugt. Der ausgebildete Blindenführhund sollte daher allen Anforderungen meines Lebens gerecht werden und mir in jeglicher Situation hilfreich sein können.
Gründe für einen Blindenführhund: Zusammenfassung
Zusammenfassend gesagt sorgt ein Blindenführhund für eine selbstständige und vor Allem entlastende Bewegung und Orientierung. Er erhält ebenfalls meine Selbstbestimmung, so dass ich nicht auf fremde Hilfe angewiesen bin. Er leistet Dinge, bei denen ein Langstock an seine Grenzen stößt und erhält meine Teilhabe. Des Weiteren ist der Erhalt der Konzentrationsfähigkeit von hoher Bedeutung, um sich sicher durch den Straßenverkehr bewegen zu können. So wird mir einerseits mehr Kapazitäten für die weitere Teilhabe am Leben gelassen und andererseits mehr Sicherheit gegeben. Eine Übermüdung bei meiner ADHS führt nur zu weiterer fehlender Konzentration, die im Straßenverkehr essentiell ist. An dieser Stelle möchte ich ebenfalls meine Fatigue anführen, die sich ebenfalls auf meine Konzentration auswirken kann. Die Orientierung und Mobilität als blinde Person erfordert ein hohes Maß an Konzentration.
Blinde haben Anspruch auf einen Blindenführhund: Urteil Sozialgericht Aachen
Aber sobald der Anspruch geklärt ist, bleibt eine Sache immer noch, die vielen Blindenführhundbesitzer*innen Probleme im Alltag bereitet: Zutrittsrechte. Für diese setzen sich unterschiedliche Vereine und Organisationen ein. Hierzu gehört auch die PRO RETINA Deutschland e.V., die 2019 mit einer Kampagne für die Zutrittsrechte der Blindenführhunde sich stark gemacht hat und Awareness schafft.
Gib meiner Arbeit Flügel
Was genau kann eure Hilfe eigentlich bewirken?
Ich bin eine Inklusions-Aktivistin und um weiterhin auf diesem Blog aktiv zu bleiben, recherchieren und schreiben zu können, sowie um meine Aufklärungsarbeit fortzuführen, benötige ich eure Unterstützung. Meine Arbeit erfordert regelmäßige Aufklärungsarbeit, die oft mit Reisen, Interviews und der Bestellung von Büchern für Weiterbildungen verbunden ist. Stöbert durch meine aufklärenden und bewusstseinsfördernden Arbeiten auf verschiedenen Social-Media-Plattformen.
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