Blind Journalismus studieren – Ein Weg viele Barrieren

Eine junge Frau mit langen, braunen Haaren und einer Brille sitzt vor einem Laptop. Sie beißt nervös auf einen gelben Bleistift. Auf dem Tisch vor ihr stehen ein Glas mit bunten Bleistiften und ein blaues Notizbuch. Die Frau wirkt gestresst oder konzentriert. Im Hintergrund ist ein Fenster mit weißen Vorhängen zu sehen.

Blind Journalismus studieren. Dass ich heute dieses Zeugnis in den Händen halte, habe ich immer wieder für unmöglich gehalten. Kurz vor der Bewerbungsphase, beim Warten auf die Zusage, immer mal wieder, wenn ich Barrieren im Stadium begegnet bin und dann beim Warten auf die Bewertung meiner Facharbeit.

Inhaltsverzeichnis

Eine Person mit kurzen, blonden Haaren und einem Nasenpiercing hält ein Diplom in der Hand und lächelt in die Kamera. Das Diplom ist von der "Freien Journalistenschule" und bescheinigt, dass die Person, Nadine Rokstein, die Ausbildung zur Journalistin erfolgreich abgeschlossen hat. Im Hintergrund sind Bücherregale mit Büchern und Dekorationen zu sehen, darunter Pflanzen und kleine Figuren.

Es fehlte beispielsweise an barrierefreien Dokumenten bei der Anmeldung, so dass ich mit meinem Freund meine Kurse auswählen musste.

Ein Punkt, bei dem die Schule auch nicht mit sich reden ließ, waren die Dokumente, die wir zugeschickt bekommen haben. Ich habe alle Dokumente – alle Unterrichtsmaterialien – als PDF-Datei zugesendet bekommen. Jedoch hatte ich oft das Gefühl, dass mir wichtige Inhalte verloren gehen. Wieso? Weil viele Grafiken und Bilder genutzt wurden. Diese haben grundsätzlich keinen Alternativtext bekommen. Keine Zeit, Kein Geld – die typischen Ausreden.

Die einzige Lösung, die die Schule sah: Ich solle die Unterlagen mit meinem Freund oder Freund*innen durchgehen. Das ist jedoch nicht ansatzweise eine Lösung, denn es ist niemandes Aufgabe, mit mir meine Aufgaben durchzugehen und die fehlende Barrierefreiheit auszugleichen. Vor allem, da diese wie ich ebenfalls berufstätig waren. Ich habe mein Studium nebenberuflich absolviert.

Wobei doch. Es ist nämlich die Aufgabe der Schule, mir Bildung zu ermöglichen.

Punkt Assistenz: Ja, ich kenne die Möglichkeiten von Assistenz. Jedoch erhält man oft die Zusage relativ kurzfristig, so dass es nicht viel Zeit gibt, rechtzeitig einen Antrag zu stellen. Auch wusste ich vorher nicht, was auf mich zukommen wird. Gleichzeitig war der Aufwand nicht so hoch, dass sich ein Antrag auf Assistenzleistung gelohnt hätte oder gar durchgekommen wäre.

Ein weiteres Problem war das Lesen der Korrekturen. Natürlich waren die Anmerkungen zu den Prüfungen für mich wichtig, um aus Fehlern lernen zu können. Um zu verstehen, was ich zukünftig besser machen könnte und was ich noch üben sollte. Das Problem: Einige Prüfer*innen entschieden sich dazu, mir die Kommentare und Anmerkungen schriftlich zukommen zu lassen. Dies sorgte dafür, dass ich keinen Mehrwert aus diesen ziehen konnte.

Die größte Unstimmigkeit fand während einer Prüfung statt. Ich wollte gerade die letzte Aufgabe bearbeiten, als mir die Aufgabenstellung auffiel. Ich sollte etwas zeichnen. Da ich aber auch bestehen wollte, erklärte ich die Situation und bat um eine andere Aufgabenstellung, damit ich die Aufgabe lösen konnte. Die erste Reaktion: Die Aufgabenstellung kann nicht geändert werden. Was für mich logisch klang – eine blinde Person nicht die Aufgabe zu lassen zu zeichnen – schien hier ignoriert zu werden. Und ich wünschte, ich könnte sagen, dass sich schnell eine Lösung gefunden hat. Aber nein. Ein längerer Mail-Austausch ging vonstatten. Letztendlich war ich mit der Aufgabenstellung nicht zufrieden, weil ich es mir schwer vorstellen konnte, aber ich sollte das, was ich gezeichnet hätte, aufschreiben. Ehrlich gesagt fiel mir das sehr schwer, da ich es mir visuell nur schwer vorstellen konnte. Aber eine andere Lösung schien sich nicht zu finden.

Ich habe mich damals nicht für den Bereich Fernsehjournalismus angemeldet, da ich mich in diesem Bereich nicht gesehen habe. Während meiner Recherche für mich Facharbeit bin ich ebenfalls auf verschiedene Erfahrungsberichte gestoßen, die von blinden Journalist*innen berichteten und die Barrieren im Fernsehjournalismus. Oft handelte es sich hier um das Vorurteil „blind und Fernsehen“.

Aber es ging nicht nur um diese Barriere. In meiner Facharbeit habe ich mich mit den Barrieren im Journalismus auseinandergesetzt, warum es wichtig ist, behinderte Journalist*innen im Team zu haben und warum es wichtig ist, Behinderung in den Medien (klischeefrei) zu thematisieren.

Was mir allgemein in diesem Studienfach gefehlt hat? Ein Fach zu diskriminierungsfreier Sprache. Für mich ist das ein Punkt, der zur Grundausbildung dazugehört und nicht freie Journalist*innen wahlweise als Fortbildung wählen können. Denn oftmals werden freiwillige Angebote dann nicht genutzt oder es fehlt für diese das Geld, da kein Arbeitgeber oder Arbeitgeberin sie finanziert.

Jetzt habe ich schon oft und viel von meiner Facharbeit gesprochen: „Die Notwendigkeit eines diversen Journalismus im Fokus von Behinderung“. Für diese habe ich eine unglaublich gute Bewertung und Note bekommen, so dass ich diese beim GRIN Verlag publiziert habe. Ihr könnt dort das EBook erwerben.

Ich war mir damals sehr sicher, dass ich im Rahmen der Voraussetzungen eine gute Arbeit geschrieben habe. Natürlich fing ich jeden Tag mehr an zu zweifeln, während ich auf die Bewertung gewartet habe. Und nun ist meine Arbeit in einem Verlag zu erwerben. Ich bin unfassbar stolz auf mich.

„Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention erkennt das Recht behinderter Menschen auf Bildung an. Diese Regelung wiederholt und bekräftigt die Regelungen des Artikels 13 des UN-Sozialpakts, der Artikel 28 und 29 der UN-Kinderrechtskonvention sowie des Artikels 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.

Ausgehend vom Prinzip der Gleichberechtigung gewährleistet die UN-Behindertenrechtskovention damit ein einbeziehendes (inklusives) Bildungssystem auf allen Ebenen und lebenslanges Lernen.“

siehe: behindertenrechtskonvention.info

Aus Gründen der Barrierefreiheit Nennung der fettgedruckten Wörter: Recht auf Bildung; Gleichberechtigung; lebenslanges Lernen.

Verleihe meiner Arbeit Flügel

Was genau kann eure Hilfe eigentlich bewirken?

Ich bin eine Inklusions-Aktivistin und um weiterhin auf diesem Blog aktiv zu bleiben, recherchieren und schreiben zu können, sowie um meine Aufklärungsarbeit fortzuführen, benötige ich eure Unterstützung. Meine Arbeit erfordert regelmäßige Aufklärungsarbeit, die oft mit Reisen, Interviews und der Bestellung von Büchern für Weiterbildungen verbunden ist. Stöbert durch meine aufklärenden und bewusstseinsfördernden Arbeiten auf verschiedenen Social-Media-Plattformen.

Kohle knapp, aber du möchtest dennoch Rückenwind geben? Dann schnapp dir diesen Artikel und lass die Welt wissen, dass du ein Fan meiner grandiosen Arbeit bist!

Bleibe auf dem Laufenden

Werde monatlich über neue Beiträge informiert!

Neuste Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert