Stock und Stein

Silvesterfeuerwerk – ein Ende mit Knall und Farben

Doch sind sich Nutzer*innen auch über die Konsequenzen bewusst?

Am 31.12 ist die Vorfreude groß. Viele Menschen feiern auf Partys, mit Familie und Freund*innen, in das neue Jahr hinein. Und wer an Silvester denkt, denkt nicht nur an Raclette, Wachsgießen und den beliebten Klassiker Dinner for one, sondern auch an Alkohol und Feuerwerk. Und das nicht zu knapp. Dennoch gerät das Thema Silvesterfeuerwerk jedes Jahr aufs Neue in diverse Diskussionen. Auch, wenn die vielen bunten Lichter faszinieren, so sind sie ein Verletzungsrisiko, belastend für die Gesundheit, die Tierwelt und die Umwelt.

Inhaltsverzeichnis

Zu Silvester werden jährlich laut dem Umweltbundesamt rund 2050 Tonnen Feinstaub durch Feuerwerkskörper freigesetzt. Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk berichtet, dass die 5 größten Städte Deutschlands, so werden am Neujahrstag zusammengerechnet 200t Müll entsorgt.

Jährlich bis zu 9000 Verletzungen durch Silvesterfeuerwerk

Die Verletzungen in der Silvesternacht durch Feuerwerkskörper treffen nicht nur die Person, die diese nutzen, sondern auch andere. Ob dabei ein vergrößerter Sicherheitsabstand eine Rolle spielt, lässt sich aus der Forsa-Umfrage nicht ableiten. Hauptsächlich werden Personen an den Händen, dem Gehör und den Augen verletzt, da diese Körperteile am wenigsten geschützt sind. Bei Umfragen des Unternehmens Röder Feuerwerk GmbH gaben viele Betroffene an, dass die Verletzungen durch Leichtsinn und Alkoholeinfluss in Verbindung mit Feuerwerkskörpern entstanden sind. Die Feuerwerkskörper, die in Deutschland zum freien Verkauf stehen, unterliegen strengen Kontrollen und Überwachungen. Die Abtrennung von Gliedmaßen durch Feuerwerkskörper soll hierdurch nicht möglich sein.

Dies sieht bei illegalen Feuerwerkskörpern oder veränderten bzw. selbstgemachten anders aus. Da jedoch viele Verletzungen nicht unbedingt im Krankenhaus behandelt werden, sind laut Verband der pyrotechnischen Industrie nur 5 % aller Krankenhausbesuche zum Jahreswechsel bedingt durch Verletzungen durch Feuerwerkskörper. Dr. Gerald Gaß, der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft bestätigte, dass das Silvesterfeuerwerk nicht die hohen Zahlen an Notfalleinweisungen ausmachten, sondern eher die Personen, die zu viel Alkohol trinken und sich unter Alkoholeinfluss Verletzungen zuziehen würden.

Für viele Bürger*innen endet die Nacht jedoch in der Notaufnahme. Grund hierfür ist die falsche Verwendung von Feuerwerkskörper, illegale Feuerwerkskörper oder sogar selbstgemachte Feuerwerkskörper. Eine richtige Verwendung schützt daher nicht nur einen selbst, sondern auch andere.

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft würde ein Verbot der Feuerwerkskörper begrüßen. Rund 500 Verletzungen jährlich sind auf Verletzungen des Auges zurückzuführen.

Die Johanniter klären ebenfalls darüber auf, dass der hohe Schalldruck ein Knalltrauma auslösen und zu einer Schädigung des Innenohrs führen kann. Denn Verletzungen des Ohres sind eine der häufigsten Verletzungen durch Silvesterfeuerwerk. Dies kann auch zu einer dauerhaften Schädigung des Gehörs führen. Das Deutsche Ärzteblatt gibt an, dass jährlich 8.000 Menschen an Silvester Verletzungen des Innenohrs erleiden, welche durch Feuerwerkskörper verursacht werden. Ein Drittel der Betroffenen behält bleibende Schäden.

Indirektes Feuerwerk kann für Menschen zu einem Gesundheitsrisiko werden

Doch auch für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale oder COPD kann der Feinstaub durch das Silvesterfeuerwerk ein Gesundheitsrisiko darstellen. Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen warnen vor der Reizung der Atemwege. Patient*innen, die bereits aufgrund der Erkrankung Symptome wie Husten, Atemnot und Auswurf aufweisen, können dies zu einer Verschlechterung führen. Ebenfalls können Asthmatiker durch die Belastung einen bedrohlichen Asthmaanfall entwickeln. Auch auf das Spazierengehen im neuen Jahr sollte erst einmal verzichtet werden, bis die Lust wieder sauber ist. Denn die Schadstoffbelastung ist auch einige Tage nach dem Feuerwerk noch erhöht.

Aber auch für Kriegsflüchtlinge kann das Feuerwerk zu einem Trigger werden.

Silvester Feuerwerk führt zu Stress und Flucht in der Tierwelt

Das Zünden von Silvesterfeuerwerk löst bei vielen Tieren Stress aus und ist meist auch gekoppelt von dem Wunsch zu fliehen und der Situation zu entkommen. Oft reißen sich die Vierbeiner los und rennen weg. Daher ist es zu empfehlen, gerade bei Spaziergängen mit den Hunden sie nicht von der Leine zu lassen, da die Feuerwerkskörper meist früher gezündet werden. Das Zooplus Magazin erklärt, woran es liegt, dass Hunde ängstlich und panisch reagieren. Nicht nur die lauten Knaller, sondern auch die bunten Lichter können für die Vierbeiner schnell aus der Ruhe bringen. Dazu kommt noch das Geschrei von Menschen. Hunde sind nämlich grundsätzlich lichtempfindlicher als Menschen, und hören und riechen auch viel mehr als wir. Daraus folgt eine Überreizung der Sinne. Auch wenn der eigene Hund das eine Jahr entspannt wird, so kann er im nächsten Jahr ängstlich reagieren.

Auch, wenn der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk sagt, dass man tierlieb und Feuerwerk begeistert sein kann, nicht im Gegensatz zueinander steht, so ist belegt, dass die Tierwelt unter Lichtblitzen und Lärm leidet. Vom eigenen Schutzgut sollen sie nur dann ferngehalten werden können, wenn Feuerwerk über einen längeren Zeitraum an derselben Stelle gezündet werden würde. Dennoch berichtet der Natur- und Vogelschutz, dass die Tiere zwar zurückgekommen sind, aber erst nach einigen Wochen. Nach wenigen Stunden sollen sie auch zum Normalverhalten zurückkehren, und mit einem Ruheverlust von 10-20% des üblichen Nachtschlafs zurechtkommen. Dennoch ist es beweisen, dass es die Tierwelt stresst und wir uns trotz erhobener Daten nicht um das Wohl der Tiere kümmern.

Silvester ein Schockerlebnis für wilde Tiere

Gleichzeitig bezweifle ich, dass der BvPK negativ über Feuerwerk sprechen würde. Ganz nach dem Motto: Es hat zwar negative Auswirkungen, aber so schlimm ist es dann doch nicht. Denn was hierbei nicht bedacht wird, ist, dass Böller nicht nur zu der erlaubten Zeit gezündet werden und unsere Vierbeiner beispielsweise schon Wochen vorher immer und immer wieder gestresst werden. Denn es geht hier nicht nur um Stress und Angst von Tieren. Wildtiere werden Opfer unserer Traditionen. Der Naturschutzbund Deutschland berichtet über tote und verletzte Tiere, die Neujahr gefunden werden. Die Regionalgruppe Leipzig bezeichnet es als ein Schockerlebnis für wilde Tiere. Auch Wildtiere wie der Igel zucken durch den Lärm nachweislich auf oder können sogar aufwachen. Dadurch verlieren sie wertvolle Energieressourcen. Auch der Natur- und Vogelschutzverein berichtet darüber, dass es zu Fehlgeburten in der Tierwelt durch die Lärmbelastung kommen kann.

Was kann ich für meinen Vierbeiner tun?

Da Hunde auf Lichtblitze reagieren, ist es hilfreich, diese nicht abzuschirmen. Entweder Rollos runterlassen oder Vorhänge zuziehen. Nach Möglichkeit sogar beides, denn alles, was die Geräuschkulisse dämmt, ist ebenfalls hilfreich für ihr Tier. Natürlich sollten die Fenster ebenfalls geschlossen sein. Somit kommen auch die Gerüche nicht in die Wohnung. Hilfreich ist es, die Gassirunde noch so zu legen, dass man nicht in die Hochzeit des Böllerns gerät. Schauen Sie auch in Ihrer Gemeinde. Gibt es Zonen ohne Feuerwerk oder generelle Zeiten, in denen es erlaubt ist?

Meine Erfahrungen mit SIlvesterfeuerwerk:

Grundsätzlich bin ich dagegen, dass Privatpersonen länger Feuerwerkskörper zünden dürfen. Es belastet Tiere, Umwelt und ist eine Gefahrenquelle für Menschen. Und nicht nur die, die es selbst nutzen, sondern auch Personen in der Umgebung. Nutzer*innen gehen unachtsam mit Feuerwerkskörpern um. Als blinde Person bin ich bereits viele Tage vor Silvester nicht mehr in der Lage, mit meinem Hund spazieren zu gehen, weil Kinder es lustig fanden, vor einer blinden Person Feuerwerk zu zünden.

Seit Anfang Dezember werden Feuerwerkskörper in meiner Stadt gezündet. Müll der vergangenen Tage wird nicht entsorgt und man tritt auf diesen. Das genau auch hiervon immer wieder gewarnt wird, Feuerwerk liegen zu lassen, welches möglicherweise nicht gezündet worden ist, verängstigt. Schwarzpulver ist auf Flächen frei verstreut und auch eine Gefahr für Tiere. Ebenfalls wird die Luft durch das lange und verfrühte Zünden von Feuerwerk zu einem Risiko für die Atemwege für Betroffene von Lungenerkrankungen. Ich wohne direkt gegenüber von einem Park, in dem viele Hundebesitzer*innen mit ihren Hunden spazieren gehen.

Der Umgang mit Silvesterfeuerwerk gehört strenger kontrolliert

Gerade hier finden Kinder umso witziger Feuerwerkskörper seit Anfang des Monats zu zünden. Dies sorgt besonders für Stress bei den Hunden. Nachdem die Kinder vor mir und meinem Hund Feuerwerk gezündet haben, musste ich mich von der Polizei nach Hause fahren lassen. Während um mich herum Feuerwerkskörper gezündet worden sind und ich die Taten der Kinder nicht weiter einschätzen konnte, traute ich mich nicht weiter. Da diese „Witze“ für die Betroffenen alles andere als witzig sind, sondern respektlos und die Gesundheit gefährden, Kinder hier handeln nicht einschätzen können und auch gar kein Feuerwerk besitzen sollten, wird es immer deutlicher, dass Menschen mit Feuerwerk nicht umgehen können. An Regeln halten sich nicht alle. Wer es witzig findet, in einem Park voller Hundebesitzer*innen Feuerwerk zu zünden, hat den Begriff Humor falsch verstanden. Ebenfalls haben Kinder kein Feuerwerk zu besitzen und zu zünden.

Es wird immer viel von Umwelt und Tierliebe gesprochen. Schwarz auf weiß haben wir die Fakten überall im Internet stehen. Trotzdem sind wir zu bequem, uns von unseren Gewohnheiten zu verabschieden, um vernünftig und respektvoll gegenüber Umwelt, Gesundheit und Tieren zu sein. Jede Person hat die Freiheit, sich im Internet zu informieren und die Informationen abzuwägen.

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