Ob man seine Behinderung angibt, muss jede Person für sich selbst entscheiden. Für mich ist es ein inklusiver Arbeitsmarkt, wenn ich dies tun kann. Es gehört für mich zu einem inklusiven Arbeitsumfeld, dass ich offen über meine Bedarfe sprechen kann. Ich bin behindert und benötige dementsprechend einen Arbeitsplatz, der meinen Bedarfen gerecht wird. Ich kann nicht die Leistung und die Arbeitsstelle einer neurotypischen-nicht-behinderten Person ausfüllen. Durch Stigmatisierung und dem intimen Thema verstehe ich, wenn dies jemand vermeidet. Wir brauchen Entstigmatisierung.
Inhaltsverzeichnis
- Ein inklusiver Arbeitsmarkt: Persönliche Erfahrungen
- Inklusiver Arbeitsmarkt: Behindert und neurodivergent auf Jobsuche
- Inklusiver Arbeitsmarkt bedeutet bezahltes Arbeiten
- Verleihe meiner Arbeit Flügel
- Was genau kann deine Hilfe bewirken?
- Bleibe auf dem Laufenden
- Neuste Beiträge
Ein inklusiver Arbeitsmarkt: Persönliche Erfahrungen
Mich würde es unter Druck setzen, den Anforderungen einer Lebensrealität gerecht zu werden, die nicht meine ist. Nicht selten glauben behinderte Menschen im Beruf, sie müssten doppelt so viel leisten.
- Optimal für mich ist eine Teilzeitanstellung.
- Ich brauche Fatigue-bedingte Pausen. Zur Mittagszeit liege ich im Bett. Meetings werden meist so geplant, dass sie nicht in dieser Zeit stattfinden. Da dies meine Kolleg*innen nicht wissen können, habe ich diesen Punkt angesprochen. Praktisch, dass ich mir meine Zeit frei einteilen kann, wie ich kann. Auch dann, wenn ich merke, dass ich mich nicht auf Aufgaben fokussieren kann.
- Neue Aufgaben verschiebe ich um einen Tag, um meinen Ablauf nicht zu unterbrechen.
- Homeoffice ist für mich ein wichtiger Punkt. So spare ich Energie, die ich sonst schon auf Fahrten, fehlende Barrierefreiheit oder Mikroaggressionen verbrauchen würde. Außerdem liebe ich es als Autistin zu Hause alleine im Büro mit meinem Hund zu sitzen. Es nimmt mir Stress. Calls finden nie spontan statt, so dass es mich wenig überfordert.
- Für gewisse Abläufe erstelle ich Listen, damit ich diese nicht vergesse und weniger Flüchtigkeitsfehler passieren. Kolleg*innen bitte ich diese gegenzulesen, damit ich auch wirklich nichts vergessen habe. Bei meiner Arbeit herrschen ein wertschätzendes Klima und alle intimen Details, die ich über Diagnosen teile, werden nicht als selbstverständlich genommen. Letztendlich bleibt es mir überlassen, ob ich neue Diagnosen wie meine Autismus Diagnose teile oder ob ich nur über meine Bedarfe spreche. Hierfür muss natürlich die Bereitschaft stehen, sich den Bedarfen anzupassen und die passende Atmosphäre herrschen.
Nachteilsausgleiche
Nachteilsausgleiche gibt es bei der Mitteilung der Schwerbehinderung oder Gleichstellung. Auf diese bin ich angewiesen und teile diese daher immer gerne mit. Keine Mehrarbeit, Kündigungsschutz, zusätzlicher Urlaub und die Möglichkeit, früher den Renteneintritt zu erhalten. Ein großes Vorurteil ist jedoch oft noch, dass behinderte Menschen unkündbar sind. Kündigungsschutz bedeutet jedoch nicht, dass behinderte Menschen nicht kündbar sind. Dabei kann dies auch Unternehmen davon abhalten, behinderte Menschen einzustellen. Daher ist es wichtig zu wissen, was Kündigungsschutz bedeutet.
Inklusiver Arbeitsmarkt: Behindert und neurodivergent auf Jobsuche
Doch um erst einmal in dieser Situation zu sein, benötigt es eine Jobsuche. Dies ist der erste Schritt Richtung inklusiver Arbeitsmarkt dazugehört. Es benötigt barrierefreie Webseiten, auf denen behinderte Menschen eine Stelle suchen können sowie barrierefreie Stellenausschreibungen als PDF. Eines fällt jedoch zurzeit immer mehr auf: Remote wird langsam an einigen Stellen wieder abgebaut, was ein Rückschritt für einen inklusiven Arbeitsmarkt ist.
Aber auch einige Stellenbeschreibungen beinhalten irreführende Aussagen, was schwierig für neurodivergente Menschen sein kann. Diese benötigen oft klare Aussagen.
- Oftmals finde ich Beschreibungen in denen Vollzeit angegeben wird. Jedoch findet man beim weiteren Lesen „auch Teilzeit möglich“.
- Es wird remote angegeben, aber dann heißt es nur teilweise remote, somit eigentlich Hybrid
- Es wird eine entspannte Arbeitsatmosphäre geboten aber Teamarbeit und Flexibilität großgeschrieben?
- Es wird nach einem Profil gesucht, welches teilweise optional ist (Bewerben sie sich auch, wenn nicht alles auf Sie zutrifft). Was darf alles nicht auf mich zutreffen, damit ich mich bewerben kann? Was ist optional? Wieso ist es optional?
- Aber auch Aussagen wie konzentriertes und detailliertes Arbeiten finde ich schwierig, wenn dazu noch Flexibilität und Spontanität erwartet werden.
- Stellen werden auf verschiedenen Plattformen eingestellt über die man sich ebenfalls bewerben kann. Dennoch wird dies oft abgelehnt und auf eigene Bewerbungsmöglichkeiten hingewiesen. Aber ich kann mich doch auch hier über die Plattform bewerben? Es wird doch angeboten. Warum platziert man dann stellen woanders?
- Auch werden oft Ausflüge als Benefit angegeben. Ausflüge, die mich als Autistin überfordern können, weil sie mich überreizen können oder weil es aus sozialen Gründen für mich zu schwierig ist und dennoch erwartet wird.
Zu viele Fachbegriffe sind für mich wie zu lange Stellenausschreibungen eher überfordert. Ich möchte auf den ersten Blick wissen:
- Was wird gesucht?
- Zu wann?
- Was ist zu tun?
- Was habe ich davon, bei dem Unternehmen anzufangen?
Wichtig ist, dass dies dort klar formuliert wird.
Inklusiver Arbeitsmarkt bedeutet bezahltes Arbeiten
Kannst du….
- einen Vortrag halten?
- Einen Post schreiben?
- Uns Content zur Verfügung stellen?
- An Projekten mitarbeiten?
- Uns beraten oder wir ein Interview führen?
Oft genug trudeln Anfragen wie diese ein. Von mir wird eine zeitintensive Tätigkeit erwartet, Ratschläge und Beratung und eine Auseinandersetzung mit einem Thema, das manchmal auch Recherche benötigt.
Diese Arbeit wird oft kostenlos erwartet, denn das Budget ist für diese Arbeit nicht eingeplant worden. Während Menschen mit ihrer Expertise aus anderen Bereichen eine Vergütung erhalten, so wird die Arbeit von behinderten Menschen als „man darf ja die Erfahrungen teilen“, „es sei für mich ja auch Werbung“ und „schließlich tut man was Gutes, von dem man auch profitieren würde“ gefasst. Also, müsse ich dankbar sein.
Besser wäre es, die Arbeit von Behinderten Menschen wertzuschätzen, indem man sie bezahlt und ihre Expertise anerkennt. Für einige von Jan ist dies eine der wenigen Möglichkeiten, auf dem Arbeitsmarkt stattfinden zu können. Inklusion ist auch einfach, um behinderte Menschen gleichberechtigt am Arbeitsmarkt stattfinden zu lassen. Das ist ein inklusiver Arbeitsmarkt.
Behinderte Menschen als Expert*innen
Die Expertise, die ich teile, kommt von Recherche, von Auseinandersetzungen mit Themen, von Fortbildungen und meiner eigenen Erfahrung. Ihr wollt meine Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die ich für andere Projekte oder bezahlte Arbeit nicht einsetzen kann. Ihr haltet meine Kompetenz für wertvoll genug, sie anzufragen, aber nicht für wertvoll genug, sie zu bezahlen?
Grundsätzlich finde ich es problematisch, einen Vortrag zum Thema Behinderung und Beruf halten zu sollen und dieser nicht honoriert wird. Das ist Teil des Problems! Paradoxerweise geht es in diesem Moment nicht.
Man muss sich auch fragen: wer arbeitet (ausgenommen Ehrenamt), umsonst. Wahrscheinlich wird niemand in eine Bäckerei gehen und Brötchen aufgrund von „ist ja eine tolle Erfahrung, die man teilt“ kostenlos erwarten.
Und es macht langsam wütend und frustriert, dass die eigene Arbeit nicht wertgeschätzt wird, man nicht ernst genommen wird und kostenlose Arbeit erwartet wird. Wenn ihr ein Budget zur Verfügung habt für andere Expert*innen, dann bezahlt auch behinderte Menschen für ihre Expertise. Plant uns von mit ein.
Ihr könnt meine (Aufklärungs-) Arbeit auf Steady unterstützen.
Verleihe meiner Arbeit Flügel
Was genau kann deine Hilfe bewirken?
Ich bin Aktivistin für Inklusion. Aufklärungsarbeit findet oft kostenlos statt. Dies muss aber nicht sein. Denn Aufklärung bedeutet hier, recherchieren und schreiben, Videos produzieren, weiterbilden, reisen, Interviews führen und vieles mehr. Schaut euch gerne meine aufklärenden und empowernden Beiträge an, die zum Reflektieren einladen.
Ihr wollt mich unterstützen? Das ist möglich. Ihr könnt mich nicht nur durch das Teilen von Beiträgen unterstützen, sondern auch finanziell meine Arbeit unterstützen. Denn Fliegen lässt sich am besten mit Rückenwind.
Bleibe auf dem Laufenden
Werde monatlich über neue Beiträge informiert!
Neuste Beiträge
- Buchrezension: The Last Dragon King – Die Chroniken von Avalier 1The Last Dragon King – Die Chroniken von Avalier 1 Klappentext: The Last Dragon King – Die Chroniken von Avalier 1 Als die Nachricht, dass der Drachenkönig eine Partnerin sucht, verbreitet sich in ganz Embergate wie ein Lauffeuer. Als seine Garde auch im kleinen Dorf Cinder hält, um nach geeigneten… Buchrezension: The Last Dragon King – Die Chroniken von Avalier 1 weiterlesen
- Rezension: Downhill DreamsDownhill Dreams Klappentext: Downhill Dreams Josie träumt von einer Karriere als Downhill-Profi. Auf dem Berg scheut sie keine Challenge, aber in Beziehungen geht sie lieber kein Risiko ein. Denn seit ihre Mutter die Familie sitzenließ, hat Josie Angst, sich auf die Liebe einzulassen – bis sie Levi begegnet. Zwischen dem… Rezension: Downhill Dreams weiterlesen
- Rezensionsexemplar: Das Beste sind die AugenDas Beste sind die Augen Klappentext: Das Beste sind die Augen Nach der Trennung ihrer Eltern gerät Jiwons Leben ins Chaos – und der neue, selbstgefällige weiße Freund ihrer Mutter macht alles nur schlimmer, indem er sie und ihre Schwester fetischisiert und ihre Kultur verhöhnt. Jiwons Gedanken werden immer radikaler.… Rezensionsexemplar: Das Beste sind die Augen weiterlesen
- Mobilität und Orientierung im gewohnten LebensumfeldWenn Menschen blind werden, stehen nicht nur sie vor einem Meer aus Fragen, sondern auch ihre Angehörigen. Gewohnte Wege scheinen unmöglich. Wie geht es nun weiter? Angehörige wollen unterstützen, aber wissen nicht wie. Betroffene wollen ihre Selbstständigkeit erhalten. Damit Mobilität und Orientierung im gewohnten Lebensumfeld auch für dich oder deine… Mobilität und Orientierung im gewohnten Lebensumfeld weiterlesen
- Disability Pride Month auf BookTokJedes Jahr im Juli findet der Disability Pride Month statt. Leider ist dieser weniger bekannt als der Pride Month im Juni. Um nicht nur ihm mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, sondern auch Sichtbarkeit für Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und/oder Neurodivergenz habe ich mir dieses Jahr eine kleine Aktion auf BookTok… Disability Pride Month auf BookTok weiterlesen
Schreibe einen Kommentar