Urlaub mit ADHS: Urlaub als ADHSlerin

Nas Bild ist Orange. Man sieht in der mitte eine Frau mit Hut und Mantel. DIe Frau ist bis zur Taille zu sehen

Das Leben und ein Urlaub mit ADHS sind für mich wie ein Abenteuer oder eine nie endende Achterbahnfahrt. Entspannung als dauergestresste Person ist Arbeit und muss erlernt werden.

Inhaltsverzeichnis

Egal wohin wir fahren, wir fahren grundsätzlich mindestens 2 Stunden nach der geplanten Zeit los. Reisetaschen werden auf den letzten Drücker gepackt und natürlich wird gefühlt die Hälfte vergessen. Mitunter liegt dies auch daran, dass ich nicht priorisieren kann, was für 2 Wochen wirklich wichtig ist. Und so unkontrolliert wie ich oft von Raum zu Raum renne, vergesse was ich eigentlich wollte und dann doch wieder etwas anderes mache, so läuft natürlich auch das Packen der Taschen. Die Wohnung hinterlasse ich meistens beim Packen chaotisch. Das gilt für alle Situationen, in denen ich Packe. Wenn ich zu einem 2-Stündigen Shooting fahre, bin ich meistens selbst überrascht, wie ich das geschafft habe.

Eingekauft wird online für den Morgen der Fahrt. In der Hoffnung, noch alles zu bekommen und nichts zu vergessen. Ein Plan haben wir zwar Tage vorher gemacht, aber erinnern kann man sich an den nicht so genau. Vor allem hat man nach der Hälfte wieder aufgehört und sich interessanterem gewidmet. Sachen, die man sich ausleihen wollte, hat man vergessen anzufragen.

Sich auf Knopfdruck zu entspannen, funktioniert nicht. Der „innere Motor“ in mir läuft weiterhin auf vollen Touren und die Gedanken kreisen. Der Drang, etwas zu tun, vielleicht sogar produktiv zu sein, schreit in mir. Ich fühle mich im Urlaub grundsätzlich unproduktiv. „Du musst nicht ständig produktiv sein“, sagte mein Partner vor einiger Zeit zu mir. „Doch“ sagt mein „innerer Motor“. Ich weiß natürlich, dass er recht hat. Aber die Umsetzung fällt mir schwer. Im Urlaub fühle ich mich plötzlich motiviert, denke an das Chaos, das beseitigt werden könnte und habe natürlich meinen Laptop dabei, damit ich arbeiten kann. Ja, entspannen muss gelernt sein. „Nichts-tun“ ist mir oft zu langweilig. Während ich immer neuen Input und Stimulation brauche, was erleben und unterwegs sein möchte, möchten sich andere Menschen einfach mal entspannen und die Füße hochlegen. Doch ich werde weiter von meinem „inneren Motor“ angetrieben. Gerade dann, wenn ich mit Hyperfokus an einem Projekt arbeite, fällt mir Entspannung noch schwerer. Vielleicht auch zum Teil um mich von dem schlechten Gewissen abzulenken. Doch irgendwann benötigt mein Gehirn auch wieder neue Reize zur Stimmulation und will was erleben.

Vor der Fahrt folgt auf diesen Stress natürlich noch der Stress bezogen auf alles, was man aufgeschoben hat. Denn vieles muss vor dem Urlaub noch erledigt werden. Da ein noch nicht geöffneter Brief, hier noch eine Rechnung, die bezahlt werden sollte, und ein überlaufenes Mailkonto. Auch der Müll sollte entsorgt werden, da er sich sonst nach dem Urlaub selbst entsorgt oder die Spülmaschine sollte von dreckigem Geschirr befreit sein. Ebenso sollte noch schnell ein Blick in den Kühlschrank geworfen werden. Das mal das ein oder andere Lebensmittel vergessen wird, kann passieren. Jedoch wird dies nach dem Urlaub unangenehm.

Urlaub mit ADHS: Reizarm und Auslebend

Aber endlich kann man dem eigenen Rhythmus freien Lauf lassen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und sich zu stressen. Ich kann mit ADHS-Paralyse auf dem Bett sitzen und durch Social Media scrollen, bevor ich es endlich ins Bett schaffe. Ich kann sich im vollen Hyperfokus Serien und Videospielen hingeben oder dem Schreiben.

Im Urlaub geht es in eine reizarme Umgebung ohne Menschen und den Lärm der Großstadt. Das einzige, was zu hören sein könnte, ist möglicherweise das Meeresrauschen. Jedoch hat dieses wie weißes Rauschen die Macht, dass ich meinen Fokus besser beibehalten kann und ich empfinde es als beruhigend. Ich kann einfach mal durchatmen, ohne mich von zu vielen Geräuschen „ausgeknockt“ zu fühlen oder den ganzen Tag nur mit Kopfhörern zu überleben. Strukturen zu erhalten kann zwar hilfreich sein, aber wir haben keine Termine. 2 Wochen lang interessiert es niemanden, wann wir aufstehen, wann wir ins Bett gehen oder welche Routinen wir haben. Auch, wenn es besser wäre, da einen der Alltag wieder einholt.

Ich entkomme dem Stress, das ich kein Zeitgefühl habe und lebe ohne schlechtes Gewissen, weil ich kein Plan für morgen habe.

Urlaub mit ADHS: Man könnte…

  • Vieles an Stress vermeiden. Würden wir eine noch frühere Uhrzeit ausmachen, würden wir zu der eigentlich geplanten Uhrzeit wahrscheinlich losfahren können.
  • sich einen Wecker stellen und eine feste Zeit ausmachen, zu der man die Tasche packt.
  • Ein wenig des Chaos vorher wegräumen, damit man nicht total unmotiviert die Wohnung wieder betritt.
  • Feste kurze Zeiten zum Arbeiten einplanen

Was darf in meinem Urlaub nicht fehlen?

Was für mich nicht fehlen darf, sind meine Overear Kopfhörer. Bei Überreizung ist es für mich die beste Möglichkeit, mich abzukapseln und zur Ruhe zu kommen. Ich kann mich von den Reizen von außen abschotten und mir einen konstanten Reiz geben. Dieser sorgt dafür, dass durch die Stille die Gedanken nicht anfangen zu kreisen. Es hilft mir auch, wenn mein Partner gestresst oder frustriert ist. Ich kann mich und meine Gefühlswelt abkapseln mich nicht davon anstecken lasse.

Außerdem dürfen Finger Toys bei meiner Hyperaktivität nicht fehlen. Ich brauche gerade in stressigen Situationen noch mehr zu tun.

Auch niemals fehlen darf das Tablet. Wir hören jeden Abend dieselbe Serie zum einschlafen. Es ist daher ein wichtiger Teil meiner Schlafhygiene (Brooklyn 99).

Es kann je nach Land auch wichtig sein, einen Wisch von Ärzt*inne mitzunehmen, wenn es um ADHS spezifische Medikamente geht. Immerhin handelt es sich um Medikamente, die unter das BTM fallen. Natürlich habe ich dies vorher vergessen. Da ich aber auch vergessen habe, wo sich meine Medikamente befinden, gleicht sich dies wieder aus.

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