Barrierefreies Posten auf Social Media: So kann es gehen

Auf Weißem Hintergrund sind bunter Buchstaben u sehen. Sie ergeben das Wort Social media.

Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung ist nicht nur im öffentlichen Leben wichtig, sondern auch digitale Barrierefreiheit spielt eine große Rolle.Daher spreche ich heute über barrierefreies Posten auf Social Media. Unsere Welt digitalisiert sich immer weiter und Barrierefreiheit muss auch im Internet sofort mitgedacht werden. Dies ermöglicht auch Menschen mit Behinderung den Zugang zu digitalen Informationen. Gerade einmal 1,9% der Website im Internet sind barrierefrei. Dabei geht es nicht nur um Internetseiten, sondern ebenso um barrierefreie Posten auf Social Media.

Inhaltsverzeichnis

Barrierefreies Posten auf Social Media: Visuelle Darstellung

Damit der Text gut lesbar ist, sollte er gewisse Kriterien erfüllen, so dass er gut erkennbar ist und sich kontrastreich vom Hintergrund abhebt. Eine gute Grundlage bietet beispielsweise die Seite Leserlich, die sich mit Kommunikationsdesign für Menschen mit und ohne Sehbehinderung beschäftigt. Sie orientieren sich an den Web Content Accessibility Guidelines 2.1 ( WCAG – Richtlinien für barrierefreie Webinhalte). Dies soll Menschen mit Behinderung die Teilhabe durch barrierefreies Webdesign ermöglichen.

Die Richtlinien konzentrieren sich auf die Wahrnehmung, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit. Man könnte also sagen, dass:

  • Alle Informationen müssen anch dem 2 Sinne Prinzip erfassbar sein.
  • Wenn möglich Informationen auch taktil unterstützt/wiedergeben werden sollten.

Internetseiten benötigen dementsprechend:

  • Alternativtexte
  • Textgröße und Kontraste
  • Videos sollten Untertitel besitzen (Mehr Informationen hier)

In den nächsten Punkten werde ich ausführlicher zu der visuellen Darstellung und den Möglichkeiten berichten. Such Zahlen oder Sonderzeichen sollten ausgeschrieben werden.

Welche Schriftart?

Am besten lassen sich humanistische serifenlose Schriftarten unterscheiden ( Arial; Calibri; Tahoma; Verdana). Sie lassen sich klar in der Form unterscheiden und werden für Menschen mit Sehbehinderung empfohlen. Konstruierte serifenlose Schriftarten weisen ähnliche Buchstabenformen auf. Wichtig ist, dass sich die Buchstaben nicht optisch berühren.

Dabei kommt es nicht nur auf die Schriftart an, sondern auch auf die Schrittgröße oder den Betrachtungsabstand an. Mit dem Schriftgrößenrechner könnt ihr schauen, ob die Schriftgröße für eure Schriftart ausreichend ist. Solltet ihr hellen Text auf dunklem Hintergrund verwenden, solltet ihr die Textgröße um 10 Prozent erhöhen. Optimal ist daher schwarzer Text auf weißem Hintergrund.

Vermeidet es nur in Großbuchstaben zu schreiben. Diese lassen sich schlechter voneinander unterscheiden als gemischte Schreibweisen. Sie können schlechter gelesen werden. Es sollte ebenfalls vermieden werden, den Text kursiv zu schreiben.

Viele sehende Menschen kennen es wahrscheinlich: Lange Zeilen wirken abschreckend. Außerdem erschweren sie den Rücksprung zum Zeilenanfang. Kurze Zeilen führen jedoch zu häufigen Zeilenumbrüchen und Worttrennungen. Auch diese sollten vermieden werden. Empfohlen wird die Verwendung von bis zu 80 Zeichen pro Zeile.

Auch sollte ein ausreichender Abstand zum Formatrand und zu Bildern eingehalten werden. Dieser erleichtert das Lesen für sehbehinderte Menschen. Bei längeren Zeilen ist ein größerer Zeilenabstand wichtig. Der Zeilenanfang wird dadurch leichter gefunden. Als Faustregel gilt: der Zeilenabstand ist das 120 Prozent-Fache der Schriftgröße.

Da Blockabsätze zu vielen Zwischenräumen und Worttrennungen führen, solltet ihr euren Text linksbündig ausrichten. Überschriften gliedern Texte.

Schreibstil

Für diesen Absatz nutze ich die Broschüre „Barrierefreie Kommunikation“. Denn gerade der Stil des Schreibens ist auf Social Media wichtig, um barrierefreies Posten zu ermöglichen. Zu empfehlen sind kurze, klare Sätze. Fremdwörter sollten vermieden werden. Konzentriert euch auf die Alltagssprache. Fachchinesisch ist nicht barrierefrei. Abkürzungen und Metaphern sind ungeeignet. Das könnte für neurodivergente Menschen oder Menschen, deren Muttersprache nicht deutsch ist, schwierig sein.

Versucht beim Schreiben auf doppelte Verneinungen zu verzichten. Ebenfalls solltet ihr immer das gleiche Wort für die gleiche Sache nutzen.

Zeitangaben solltet ihr wie folgt aufschreiben: „Wenn Sie von Montag bis Donnerstag von 9:00 bis 15:00 Uhr geöffnet haben, dann schreiben Sie das bitte auch so. So lieber nicht: „Mo–Do 09:00–15:00 h.“ Die korrekte Schreibweise bei Daten ist beispielsweise 05. Juli 2023. Auch solltet ihr pro Satz nur eine Aussage treffen.

Schreibweisen mit Schrägstrichen oder Binnen-I sind schlecht lesbar und missverständlich. Zusätzlich erschweren sie auch die Nutzung von technischen Hilfsmitteln für blinde Personen.

Versucht aktiv statt passiv zu schreiben. Wie ihr seht, ist dies gar nicht so leicht. Weniger als 10 Prozent meines Inhaltes ist immer noch passiv.

Verwendung von Bildern/Videos

Bilder sollten grundsätzlich einen Alternativtext enthalten. So werden Bilder für blinde und sehbehinderte Menschen wahrnehmbar. Auch Videos sollten eine Videobeschreibung enthalten und vor Menschen mit Hörbehinderungen Untertitel. Vermeidet es, zu viele Emojis zu verwenden. Screenreader übersetzen einzelne Emojis. Emojis im Text können ihn daher schwer verständlich machen. So einfach kann barrierefreies Posten auf Social Media sein.

Auf blinkende Animationen solltet ihr möglichst verzichten. Dies ist gerade für Menschen mit Epilepsie oder anderen Sehbehinderungen störend.

Welche Kontraste?

Kontraste werden als Michelson-Kontrast im Druck- und Kontrastverhältnis im Web bezeichnet und sollten einen Wert von 0.6 nicht unterschreiten. Das bedeutet, bei Schriftgrößen unter 18 pt oder 14 pt bold ist ein Kontrastverhältnis von mindestens 7:1 (0,8 nach Michelson) einzuhalten. Und wer jetzt denkt: „Wie rechne ich das alles aus?!“, dem kann ich hier schon die Angst nehmen. Schaut einfach unter dem Kontrastrechner von „Leserlich“ vorbei. Dieser übernimmt das Rechnen. Für die Berechnungen dient die DIN 1450 als Grundlage. Dabei wird von einem Visus von 70 Prozent ausgegangen.

Achtet auf eine ausreichende Helligkeit und Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund. Ist das Bild relativ unruhig, dann solltet ihr auf den Text auf dem Bild verzichten. Ungeeignet sind also Bilder oder Farbverläufe im Hintergrund.

Auf die Kombinationen wie auf die Farben Rot und Grün ist zu verzichten. Grundsätzlich gilt: Kontraste von den Komplementärfarben sind ungeeignet, da ein Flimmereffekt entsteht.

Gleichzeitig sollten beim Einsatz von Farben semantische Konventionen hinsichtlich Farbcodierungen beachtet werden. Beispielsweise Rot für Gefahr, Grün für Fluchtwege etc. Jedoch sollten diese nur sparsam eingesetzt werden und mit ausreichend Kontrast. Wenn ihr Wörter unterstreichen wollt, solltet ihr dies nur bei Links tun.

Barrierefreies Posten auf Social Media: Alternativtexte im Internet

Ein großes Problem im Internet sind fehlende Alternativtexte. Rund 66 Prozent der Webseiten haben keine Alternativtexte für Bilder eingesetzt.

Alternativtexte (auch genannt Alt-Texte) sind Bildbeschreibungen. Ein großes Problem, das im Zusammenhang mit diesen entsteht ist, dass oft im Bereich von SEO-Optimierungen erklärt wird, dass hier viele Hashtags, Keywords o.ä. eingesetzt werden sollen. Das ist natürlich ein großer Fehler. Denn so werden Alternativtexte zweckentfremdet. Und das, obwohl man beispielsweise auf Instagram eine Erklärung bekommt, für was die Alternativtexte gedacht sind. Unter dem Punkt „erweiterte Einstellungen“ scrollt man nach unten bis zum Punkt „Barrierefreiheit“ und findet dort unter Alternativtexte folgendes:“ Alternativtext beschreibt deine Fotos für Personen mit Sehbehinderung. „Der Alternativtext wird für deine Fotos entweder automatisch erstellt oder du kannst deinen eigenen eingeben.“ Und auch, wenn es hier anders beschrieben wird, bitte setzt immer einen eigenen Alternativtext ein. Die automatische Bildbeschreibung ist nicht immer vorhanden, genau oder überhaupt richtig. Vor allem künstlerische Bilder können durch die „intelligente Bildbeschreibung“ noch nicht erfasst werden.

Auch hier auf WordPress wird der Alternativtext wie folgt erklärt: „Beschreibe den Zweck des Bildes Lass das Feld leer, wenn das Bild nur der Dekoration dient“. Bilder sollten unabhängig davon, ob sie als Dekoration dienen oder nicht beschrieben werden. Woher soll ich als blinde Person wissen, wann ein Bild wichtig oder unwichtig ist oder nur dekorierend sein soll, wenn ich selbst nur angesagt bekomme „Bild“.

Einen Alternativtext könnt ihr sehr einfach erstellen. Schreibt dazu lediglich wertfrei auf, was auf dem Bild zu sehen ist. Für einige Alternativtexte reicht eine kurze, knappe Beschreibung, aber gerade bei Künstlerischen Projekten empfehle ich längere Beschreibungen. Euer Alternativtext ist nicht sichtbar, jedoch für Screenreadernutzer*innen vorlesbar.

Dies führt zu einem weiteren Problem. Ein Alternativtext lediglich in der Spalte „Alternativtexte“ ist nicht ausreichend für manche, die eine Sehbehinderung und Hörbehinderung haben oder taubblind sind. Daher ist es wichtig eben den Text zu kopieren und in die Caption zu setzen. Markiert eure Post mit „!B“. Dies signalisiert Menschen, dass ihr einen Alternativtext gesetzt habt. So können sie bedenkenlos eure Bilder teilen und vor allem sorgt es für ein größeres Bewusstsein. Es schafft Sichtbarkeit für das Thema, die wir dringend brauchen. Denn gerade auf meinem Modelaccount kann ich an einer Hand abzählen, wer Alternativtexte nutzt und das obwohl ich oftmals auch auf den Bildern bin, die Fotograf*innen hochladen. Dennoch bleibe ich unwissend, welches Bild gerade von mir im Internet veröffentlicht worden ist.

Folgendermaßen geht ihr also vor:

  • Ihr beschreibt das Bild im ersten Satz allgemein
  • Beschreibt es für eine Person, der ihr das Bild am Telefon beschreibt
  • kurze Sätze (Sprachlich an die oben genannten Hinweise halten: kurze Sätze, nicht viel Informationen in einen Satz und Alltagssprache)
  • Dann werdet ihr detaillierter
  • keine Wertungen und Meinungen oder Interpretationen
  • Kein Ort für Keywords oder Hashtags
  • unbedingt selbst erstellen, bei Jedem Bild

Hier wird der am Anfang eingeblendete Text „rotes Herz auf schwarzem Hintergurnd“ von einem Screenreader vorgelesen.

Meine persönlichen Tipps für das barrierefreie Posten auf Social Media

Stories sind für blinde und sehbehinderte Menschen nicht barrierefrei zugänglich. So können ihnen viele wichtige oder interessante Informationen vorenthalten bleiben. Wichtig ist, dass ihnen vor allem die Wahl bleibt, ob sie diese Inhalte konsumieren wollen oder nicht und sie selbst entscheiden können, was sie ihrer Ansicht nach interessant oder wichtig finden.

Das Problem? Bilder können dort nicht mit einem Alternativtext versehen werden – von einer Videobeschreibung ganz abzusehen. Ihr habt jedoch die Möglichkeit den Alternativtext als Text einzusetzen undd as Bild über den Grafik Sticker darüber zulegen. Dieser lässt sich vorlesen. In Stories werden Bilder und Texte nicht erfasst, wenn sie Extern hinzugefügt worden sind. Zudem gibt es auch ein technisches Problem. Für einige Nutzer*innen von Screenreadern ist die Navigation in den Stories erschwert, so dass sie diese gar nicht erst erreichen können. Auch lassen sich verschiedene Interaktions-Sticker nicht vernünftig bedienen. Auch ist es am Smartphone deutlich erschwert, seinen Zoom in den Stories zu nutzen, da diese bei Berührung des Bildschirms sofort übersprungen werden. Hier steht vor allem Instagram/Facebook in der Verantwortung im Punkto Barrierefreiheit aufzurüsten.

Wie kann man nun dagegen angehen und seine Inhalte barrierefreier auf Social Media posten? Einerseits könntet ihr wichtige Ankündigungen zusätzlich in euerer Story besprechen. Beispielsweise könne man wichtige Informationen zur Ermöglichung der Teilhabe als Post verfassen. Gerade Live-Talks oder anderweitige Termine, die für Nutzer*innen interessant sein könnten (Auftritte, Lesungen, etc.) sollten dementsprechend als ein externer Post verfasst werden. Diese Posts können natürlich nachträglich wieder gelöscht werden. Wichtig ist: dass die Postings wie oben beschrieben barrierefrei erstellt werden.

Ein weiterer Tipp ist, dass bei beispielsweise englischen Stories die Funktion übersetzen angeboten wird, so dass sich ein externes Fenster öffnet und dann die übersetzte Story erfasst werden kann. Intern erstellte Texte könnten mit dem Screenreader erfasst werden.

Verlinkt ihr Jemanden in der Story kann es sinnvoll sein der Person den eingefügten Text zukommen zu lassen. Gerade wenn der Hintergrund unruhig ist, durch den hinzugefügten Text, kann es für sehbehinderte Menschen schwer werden den Text zu folgen.

Auch für das Zoomen am Smartphone gibt es einen weiteren Tipp. Diesen habe ich von der Community erhalten: Markiert in der Story Konten oder erwähnt diese. Die Story hält an, sobald man die Markierung berührt. Dies ermöglicht das Zoomen in der Story. Bei einem Antippen einer Markierung bleibt die Story stehen und lässt sich einfacher zoomen. Es zeigt, wie wichtig es ist, auf zeitbeschränkte Funktionen zu verzichten.

Meiner Meinung nach dürfte „Teilen“ erst dann möglich sein, wenn man gewisse Anforderungen zur Barrierefreiheit erfüllt . Alternativtexte, Videobeschreibung und Untertitel sollen die Voraussetzung fürs Posten sein. Die Möglichkeit sollte sonst nicht bestehen. Denn barrierefreie Informationen im Internet sind ebenfalls ein Punkt der UN-Behindertenrechtskonvention.

Ihr könnt das Ganze auch selbst einfach testen. Ladet euch dazu auf dem PC Testversionen von Jaws oder NVDA herunter. Am Smartphone könnt ihr die Bedienungshilfen nutzen und dort die vorhandene Sprachausgabe einschalten. So könnt ihr euch mit der Sprachausgabe durch die verschiedenen Elemente navigieren und barrierefreies Posten auf Social Media lernen.

Abschließende Worte

Das barrierefreie Posten auf Social Media erlaubt viele der genannten Funktionen nicht. Diese sind speziell bei Webseiten einzusetzen. Gerade auf die Kontraste, Alternativtexte, Untertitel und den Schreibstil könnt ihr euch jedoch auch in euren Postings konzentrieren. Die Schriftgröße und der Zeilenabstand sind hier meist vorgegeben. Viele Profile haben jedoch in ihrer Bio eine gesonderte Schrift, die sie als schön empfinden. Viele davon sind jedoch schlecht lesbar. Verwendet diese besser nicht. Letztendlich ermöglicht ihr mit all diesen Punkten die Teilhabe von behinderten Menschen im Internet. Denn auch behinderte Menschen können Kund*innen und Konsument*innen eurer Inhalte sein. Dafür müssen sie jedoch das Recht haben, diese wahrnehmen zu können.

Auf Social Media höre ich immer wieder das Argument: „Mir folgt ja keine Person, die eine Behinderung hat!“

  1. Woher wollt ihr das wissen?
  2. Schließt ihr die Personen aktiv aus, wenn ihr eure Postings nicht barrierefrei gestaltet. Ihr gebt ihnen nicht die Chance an euren Inhalten Teilhaben zu dürfen.

Wir alle sind für ein Internet für alle verantwortlich. Beruflich wie Privat.

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