ADHS: Eine Antwort auf viele Fragen

Nadine steht in einem Rapsfeld. Man sieht nur leicht, dass sie ein weißes kleid trägt. Eine Hand hat sie hinter ihrem Kopf. MIt der anderen Hand reckt sie einen bordeax fabenen Sommerhut in die Luft. Sie lacht.

Ich habe ADHS. Nichts finde ich in diesem Moment passender als dieses Bild. Es strahlt genau das aus, was ich fühle: Erleichterung, Freiheit, Akzeptanz.

Inhaltsverzeichnis

Ich habe mich mein ganzes Leben lang falsch und anders gefühlt. Zu oft, zu darüber, zu oft, zu viel und zu selten genug. Wie oft ich mich selbst ermahnt habe, muss ich mich mehr anstrengen und einfach anpassen. Wie oft ich einfach nicht wollte, dass Menschen sehen, was für ein Chaos ich bin.

  • „Mir würde es wohler gehen, wenn du sitzen würdest“
  • „Du redest viel zu schnell“
  • „Lass mich doch mal ausreden – ich habe die Frage doch noch gar nicht zu Ende gestellt“
  • „Achte auf deine Rechtschreibung – Dein Kopf ist schneller als deine Hände“
  • „Hörst du überhaupt zu?“

Wie sich ADHS für mich anfühlt

Mein Kopf fühlte sich schon immer so eigenständig, schnell und sprunghaft an. Wie oft ich krampfhaft versuchte, ihn zurück ins Hier und Jetzt zu holen. Mir Mühe gab so auszusehen, als wäre ich bei der Sache – würde dem Gespräch folgen. Und in mir rumorten die Gewissensbisse.

Egal wie oft ich mir vorgenommen habe, Dinge sofort zu tun, wenn sie in meinem Kopf aufpoppen, irgendetwas zog meine Aufmerksamkeit auf sich oder die Gedanken sprangen schneller als ich Handeln konnte.

Spieleabende sind bis heute für mich unfassbar anstrengend. Ist das Spiel anstrengend? Dauert die Erklärung lange? Denn ob mir jemand ein Spiel erklärt oder anfängt Latein zu sprechen, hängen bleibt gleich viel.

Für Dinge, die mir Spaß machen, brenne ich. Ich bin dann immer in eine Welt abgetaucht. Eine Welt in der es nichts außer mir und diese Aufgabe gab. Niemand konnte mich erreichen. Im Hintergrund hätten Sonne und Mond ihre Plätze tauschen können. Ich vergaß alles um mich herum. Leider auch wichtige Dinge wie Essen oder Trinken. Heute weiß ich: Das nennt man Hyperfocus. Aber interessiert mich etwas nicht, langweilt mich oder muss ich es tun? Dann: Auf Wiedersehen.

Wie sich unentdeckte ADHS auswirkenkann

Wie oft ich mein Inneres einfach betäuben wollte. Dieses Gefühl in mir – das Chaos oder diese Unruhe. Wie oft ich mich abgewertet habe, weil ich einfach nichts hinkriege – denken einfach nicht meine Stärke sei. Wie oft ich spürte, wie die Wut in mir hochkochte, wenn mir Therapeut*innen sagten, ich sei „intelligent“. Denn ich sah, wie ich einfach täglich versagte. Deutlicher wurde es, als ich auszog. Strukturen oder Routinen kannte ich nicht mehr.

Und in Gesprächen mit Ärztinnen, Therapeutinnen oder Psychiaterinnen kam immer folgendes heraus: Depression, Angststörung, Zwänge. Heute weiß ich, wie viele ADHS-Symptome ich in den Gesprächen immer wieder mitgeteilt habe und wie unsichtbar meine Worte einfach waren. Wie wenig ich ernst genommen worden bin. Wie wütend mich einige Reaktionen von Therapeutinnen gemacht haben und heute noch machen. Nun, wo ich weiß, dass meine Worte mein Verhalten valide sind. Ich habe mich immer sehr allein gefühlt. Allein mit dem wie ich bin. Wie konnte das nur all die Zeit niemand sehen? Auch wenn ich die Antwort kenne, so plagt mich die Frage.

ADHS: Eine befreiende Diagnose

Es fühlt sich an, als könnte ich endlich aufhören, gegen etwas anzukämpfen, mich anzustrengen, etwas zu unterdrücken und einfach „Ich“ sein. Das ist befreiend. Als wäre irgendwo in mir eine Last abgenommen worden.

Und je mehr ich mich mit ADHS beschäftige, je mehr ich zu dem Thema las, desto mehr fand ich mich in vielen Worten wieder. Wie oft erkannte ich mein Verhalten wieder. Es fühlte sich an, als hätte eine fremde Person mein Leben aufgeschrieben.

Und so lange weiß ich schon, dass hinter meinen Depressionen, Ängsten irgendetwas anderes steckt. Dass es einfach mehr gibt. Es gab viele neue Erklärungsversuche, aber ich wusste immer, dass das nicht passen würde. Es gab etwas, was hinter dem Ganzen stecken sollte und was einfach niemand sehen wollte. Lange war ich auf der Suche danach.

Es fühlt sich an, als hätte ich für so vieles nun eine Antwort. So vieles lässt sich plötzlich erklären. Als würde ich mich plötzlich neu kennenlernen. Als hätte ich endlich die Chance bekommen zu sagen: „Ich bin nicht falsch. Ich funktioniere nur anders. Und das ist okay. Ich habe ADHS. Auch wenn ich bereits seit einigen Monaten weiß, dass ich ADHS habe, so habe ich die offizielle Diagnose vor 2 Wochen bekommen.

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